Skandal weitet sich aus: Dioxin auch im Schweinefleisch

Nach Eiern nun Schweinefleisch: Erstmals ist ein erhöhter Dioxinwert in Schweinefleisch nachgewiesen worden. Mehrere hundert Tiere müssen getötet werden.

Hunderte Schweine in Niedersachsen müssen getötet werden. Bild: dpa

HANNOVER dpa/dapd | Erstmals ist auch ein erhöhter Dioxinwert in Schweinefleisch nachgewiesen worden. Bei einem Schweinemäster im niedersächsischen Landkreis Verden ergab eine Probeschlachtung bei einem Schwein den stark erhöhten Giftgehalt. Mehrere hundert Tiere des Hofes würden getötet und entsorgt, sagte der Sprecher des Landwirtschaftsministeriums in Hannover, Gert Hahne, am Dienstag.

"Der betroffene Landwirt ist schockiert", sagte Kreislandwirt Joost Meyerholz. Das Futter habe der Schweinemäster selbst gemischt. "Er besitzt ein eigenes Futtermittelwerk." Das Fettfutter habe er von Harles und Jentzsch aus Uetersen bezogen.

Die derzeit noch gesperrten 330 Schweine- und Putenmäster sowie Legehennenbetriebe würden einzeln kontrolliert, um Risiken für die Lebensmittelsicherheit auszuschließen, so Hahne. Weitere 1140 wegen des Dixoin-Skandals vorsorglich gesperrte Höfe wurden wieder freigegeben.

Inzwischen konnte eindeutig belegt werden, dass mit Dioxin belastete Eier an die Verbraucher verkauft wurden. Im Bereich Hannover seien Eier mit dem Erzeugercode 2-DE-0350384 in den Handel gelangt. Das Niedersächische Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit rät vom Verzehr ab. Die Eier stammen aus einem gesperrten Betrieb im Landkreis Cloppenburg. Gute Nachrichten allerdings aus der Hauptstadt: nach Informationen des Senats bleibt Berlin weiterhin frei von Lebensmitteln, die Dioxin enthalten.

Der Verzehr von dioxinbelastetem Schweinefleisch hätte nach Angaben des Berliner Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) keine unmittelbaren Auswirkungen auf die Gesundheit. Tückisch seien, wie bei dioxinbelasteten Eiern auch, aber mögliche Langzeit-Folgen, sagte BfR-Experte Helmut Schafft. Deshalb sei es so wichtig, dioxinbelastete Lebensmittel aufzuspüren. "Auch wenn das existenzgefährdend für manche Betriebe ist."

Unterdessen wollen Bund und Länder eine bundesweite Warnplattform für Lebensmittel einrichten. An dem Angebot werde bereits "mit Hochdruck" gearbeitet, sagte der verbraucherpolitische Sprecher der Unionsfraktion, Peter Bleser (CDU), der Neuen Osnabrücker Zeitung. Die Internetseite mit Informationen aller bundesweit zuständigen Behörden solle in den nächsten Wochen starten. Auch die SPD-Bundestagsfraktion hatte eine solche Plattform für sinnvoll erachtet und ihren Aufbau gefordert.

Bleser zufolge haben auch die Futtermittelhersteller Konsequenzen gezogen. "Die Futterwirtschaft hat eine Selbstverpflichtung zugesagt, nach der jede Charge Futterfett untersucht und die Unbedenklichkeit dokumentiert werden muss, ehe das Fett für die Herstellung verwendet werden darf."

Auch an den Fleischereien geht der Dioxin-Skandal nicht spurlos vorbei. "Wir stehen ganz am Ende der Kette und sind trotzdem diejenigen, die den Kunden alles erklären müssen, erklärt Manfred Rycken, Präsident des Deutschen Fleischer-Verbands (DFV).

Als Konsequenz aus dem Dioxin-Skandal erwägt die EU-Kommission nun strengere Regeln für die Futtermittelproduktion in Europa. Diskutiert wird vor allem die Trennung bei der Produktion von Fetten für die Industrie und für die Futtermittel.

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