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Skandal um WachstumshormoneFreispruch nach Todesfällen

Mehr als hundert Kinder starben in Frankreich nach der Behandlung mit verseuchten Wachstumshormonen an der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit. Jetzt standen die Ärzte vor Gericht.

Jeanne Goerrian, Präsidentin einer der Opfervereinigungen, auf dem Weg aus dem Gerichtssaal. Bild: ap

PARIS ap/dpa Zwei Jahrzehnte nach dem Tod von mehr als hundert Kindern wegen der Einnahme verseuchter Wachstumshormone sind sechs angeklagte Ärzte und Pharmaspezialisten in Paris freigesprochen worden. Sie hatten die Behandlung mit den Hormonen organisiert. Es sei nicht nachzuweisen, dass den Angeklagten ab 1980 bewusst gewesen sei, dass sie die Patienten dem Risiko einer Übertragung der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit (CJK) aussetzten, hieß es in der Urteilsbegründung. Wie beim Rinderwahn BSE wird bei Creutzfeldt-Jakob das Gehirn langsam schwammartig zersetzt, was schließlich zum Tod führt.

Familien der Betroffenen reagierten empört auf die Freisprüche. Jeanne Goerrian, Präsidentin einer Opfervereinigung, rief die Staatsanwaltschaft auf, Rechtsmittel gegen das Urteil einzulegen. Ein anderer Opferanwalt sprach von einer juristisch absurden Entscheidung.

Bis 1988 wurden in Frankreich knapp 1.700 kleinwüchsige Kinder mit Wachstumshormonen behandelt, die aus Leichengehirnen gewonnen wurden. Nach Darstellung der Staatsanwaltschaft wurden dabei Sicherheitsvorschriften völlig ignoriert, sodass die unheilbare Krankheit übertragen wurde. 114 Patienten starben bislang eines qualvollen Todes. Zwei weitere Personen leben noch in ständiger Angst, weil die Krankheit auch Jahrzehnte nach der Ansteckung ausbrechen kann.

Die Beschuldigten haben jede Verantwortung zurückgewiesen. In den 80er-Jahren sei wenig über die Krankheit bekannt gewesen. "Sie handelten nach damaligem Kenntnisstand", beteuerte der Anwalt eines Angeklagten. Ermittlungen ergaben indes, dass seit 1980 auf die Gefahr einer CJK-Übertragung hingewiesen worden war.

Die erste Klage stammt aus dem Jahr 1991 von der Mutter eines 15-jährigen Opfers. Sie brachte den Skandal ans Licht, im Prozess traten mehr als 200 Familien als Zivilkläger auf, die Prozessakten wiegen mittlerweile 70 Tonnen. Im Zentrum des Skandals steht die Organisation "France Hyphose", die vom Staat das Monopol für die Gewinnung und Verteilung des Hormons erhalten hatte. Wegen der großen Nachfrage sollen die Mitarbeiter laut Anklageschrift grob fahrlässig gehandelt haben. So sei es zu riskanten Schnellentnahmen durch die Nase gekommen, auch habe man auf Leichen aus CJK-Risikogruppen zurückgegriffen.

Bereits 1984 war ein junger Amerikaner nach einer Behandlung mit Wachstumshormonen gestorben. In den USA, Deutschland und vielen anderen EU-Staaten wurde daher schon 1985 zur gentechnischen Herstellung des Arzneimittels übergegangen.

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