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Skandal um PolizeiausrüstungQuarzhandschuhe seit Jahren im Einsatz

Gewerkschaft der Polizei bestätigt: Die von Polizeipräsident Glietsch als Waffe eingestuften Quarzhandschuhe werden von vielen Beamten seit Jahren genutzt. Das sei toleriert worden. Linkspartei und Grüne kritisieren Rückfall in alte Zeiten.

Auch sie könnten den Quarzhandschuh zu spüren bekommen: Die Polizei stellt sich bei einer Demonstration Rechtsextremen in den Weg. Bild: AP

Eine Vielzahl von Polizeibeamten ist im Besitz von schlagverstärkenden Quarzsandhandschuhen. Das hat der Vorsitzende der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Eberhard Schönberg am Montag der taz bestätigt: "Viele Kollegen benutzen die Handschuhe seit Jahren."

Unter Berufung eines Beamten, der sich auskennt, aber anonym bleiben möchte, hatte die taz berichtet, dass sich von rund 1.900 Beamten der Berliner Einsatzhundertschaften (EHU) rund 20 Prozent Quarzsandhandschuhe beschafft haben. Die gehören nicht zur Dienstausrüstung der Polizei. Ihr Gebrauch im Einsatz sei verboten, weil sie unverhältnismäßige Schäden verursachen können, sagte eine Polizeisprecherin.

Äußerlich ähneln Quarzhandschuhe den offiziellen Einsatzhandschuhen. Durch die Sandpolsterung erhöht aber deutlich ihre Schlagwirkung. Durch den Hinweis einer Polizistin war vor anderthalb Wochen bekannt geworden, dass in einer EHU der Direktion 4 Quarzsandhandschuhe gefunden wurden.

Dabei handele es sich um keinen singulären Fall, sagte Schönberg der taz. Die Kollegen, die zum Teil schon seit Jahren solche Handschuhe besäßen, verstünden die Härte nicht, mit der Polizeipräsident Dieter Glietsch die Vorkommnisse verurteilt habe. Glietsch hatte Quarzhandschuhe als Waffe bezeichnet: "Der einzige mir bekannte Zweck ist, anderen Verletzungen zuzufügen."

Die Verwendung dieser Handschuhen sei innerhalb der Polizei nie problematisert worden, verwahrt sich Schönberg gegen solche Äußerungen. "Das wurde toleriert". Ein mangelndes Unrechtsbewusstsein könne den Beamten deshalb nicht vorgeworfen werden. Sie seien auch keine kriminellen Schläger, so Schönberg: "Die Kollegen werden in schwierigen Einsatzsituationen von der Politik allein gelassen." Erschwert würden die Einsätze durch eine Vielzahl von Überstunden und Personalabbau. Wenn die Handschuhe angezogen worden seien, dann um sich vor besoffenen Hooligans oder vor Übergriffen von rivalisiernden Rechts- und Linksextremisten zu schüzten.

Der Innenpolitiker der Linkspartei Udo Wolf wertet die Quarzsandhandschuhe als Indiz dafür, dass die EHUs sich auf alte Verhaltensweisen zurückzögen. "Für alle die geglaubt haben, dass bei den EHUs alles schön ist, ist das eine harte Botschaft." Eine demokratische bürgernahe Polizei könne nur entstehen, wenn mit dem Corpsgeist aufgeräumt werde. Wolf fordert Glietsch auf, hart durchzugreifen und die überfällige individuelle Kennzeichnung der Beamten anzugehen. Benedikt Lux, Innenpolitiker der Grünen, schließt sich dieser Auffassung an. Zudem müsse auf Kleingruppenebene mit den geschlossenen Einheiten das Gespräch geführt werden.

Vom Polizeipräsidenten war am Montag keine Stellungnahme zu den neuen Vorwürfen zu erhalten. Glietsch komme am Mittwoch mit 18 Führern der Einsatzhundertschaften zusammen, sagte eine Sprecherin.

Offen ist, ob die EHU-Führer bei diesem Gespräch mit offenem Visier kämpfen und Glietsch reinen Wein einschenken. Der GdP-Chef Schönberg zumindest wagte da keine Prognose. "Ich weiß es nicht."

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2 Kommentare

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  • T
    Tunichtgut

    Überstunden und enormer Stress unter den Polizisten, Drängen von Vorgesetzten härter durchzugreifen um der Situation noch Herr zu werden, Selbsteinkauf von Ausrüstungen der Polizisten... Aber wir müssen alle etwas gegen den Terror unternehmen. Bei der Polizei sparen und Onlinedurchsuchungen als das Mittel der Wahl anbeten. So ein hirnloser Schwachsinn. Leute! Wacht auf! Es geht nicht um den Schutz der Bevölkerung, sondern um den Schutz einer Elite.

     

    Wenn Polizisten mehrheitlich sagen, dass die Gewalt gegen sie zugenommen hat, dann sollte das ernst genommen werden. Aber anstatt zu behaupten, der Grund liege bei der Bevölkerung, da sie zunehmend asozialer, gewaltbereiter und skrupeloser wird halte ich doch für sehr bedenklich. Wie durch Zauberei verändern sich plötzlich die Menschen, ganz von selbst. Frust ist zwar nicht der einzige Grund für Gewaltbereitsschaft spielt aber eine große Rolle. Viel Gewalt bedeutet in der Regel erhöhter Frust. Und der sinkt nicht durch härteres Vorgehen der Polizei. Ganz im Gegenteil. Der Frust wird damit noch gesteigert.

     

    Wenn Polizisten um ihr Leben fürchten und sich nicht völlig machtlos einer kritischen Situation aussetzen wollen, so habe ich Verständnis dafür.

     

    Ich bin aber auch enttäuscht darüber, dass es so viele Polizisten gibt, die sich bedingungslos zum Werkzeug anderer degradieren lassen. Sie erledigen die dreckige Arbeit und werden manchmal auch dafür bestraft. Na, ja. Bedingungsloser Gehorsam hat eben auch seine Schattenseiten. Das Volk schlägt immer nur auf diejenigen rauf, die es sehen kann, nicht auf jene, die die Fäden halten.

  • O
    orelorroz

    Bei dem ersten Bild zum Artikel sollte es nicht "auch sie", eher "hoffentlich nur sie" lauten, imho...)