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Skandal! Kein Geld für den Tierpark

■ Die 450 Mitarbeiter wurden gekündigt/ 80jähriger Tierparkchef Professor Heinrich Dathe muß Wohnhaus im Tierpark räumen/ MitarbeiterInnen protestieren mit öffentlicher Erklärung

Lichtenberg. Der Berliner Tierpark steht buchstäblich vor dem Aus, weil die Landesregierung entgegen früheren Beteuerungen kein Geld für ihn lockermachen will. Auf einer gestrigen Belegschaftsversammlung im Alfred-Brehm-Haus mußten die 450 Mitarbeiter offiziell zur Kenntnis nehmen: Sie sind aus der Verantwortung der Abteilung Kultur des Magistrats per 15. Dezember entlassen, gleichzeitig gekündigt und müssen in den Wartestand. Künftiger »Dienstherr« ist die Finanzverwaltung des Senats. Autoren eines entsprechenden Rundschreibens sind die Innenverwaltungen des Magisenats.

Noch viel schlimmer traf diese Entscheidung einen Mann, der als Nestor der Zoologischen Gärten der DDR gilt. Der 80jährige Prof. Dr. Dr. Heinrich Dathe wurde bereits am Montag auf Anweisung der Magistratsverwaltung für Kultur seines Amtes enthoben. Gleichzeitig wurde er aufgefordert, sein Wohnhaus am Rande der Anlage zu räumen. Wie Tierparksprecher Dieter Stock gestern bekanntgab, will Dathe dagegen Beschwerde einlegen. Wie muß dem über Berlin hinaus beliebten Professor und international anerkannten Fachmann zumute sein, seines Lebenswerkes »beraubt« zu werden? Bis in das hohe Alter hinein hatte er mit organisatorischem Geschick und Vitalität trotz vieler Schwierigkeiten um die Verschönerung und den Erhalt des Tierparks im Ostteil Berlins gekämpft.

Doch die Betroffenen wollen nicht einfach klein beigeben. Auf ihrer Belegschaftsversammlung wandten sie sich mit einer Erklärung an die Öffentlichkeit. Darin heißt es, der Tierpark sei eine international anerkannte Stätte mit unersetzlich wertvollem Tierbestand. Dieser bedürfe einer gewissenhaften und qualifizierten täglichen Betreuung. Der Tierpark Berlin brauche nicht zuletzt im Interesse seiner zahlreichen Besucher aus dem In- und Ausland eine gesicherte Zukunft. In die Entscheidungsfindung müsse der Tierpark einbezogen werden, was bisher nicht geschehen sei.

Einige Mitarbeiter, so der Tierparksprecher weiter, sollen befristete Arbeitsverträge bekommen, um wenigstens die notwendigsten Arbeiten auszuführen. Gleichzeitig berichtete er, daß der Tierpark trotz aller Schwierigkeiten weiterhin wie üblich geöffnet habe. Auch die Tiere bekämen ihr Futter, und die Ställe würden beheizt.

Noch Ende Oktober hatten auf einer Pressekonferenz im Tierpark Berlin Finanzsenator Meisner und Innenstadtrat Krüger (beide SPD) Gerüchte über eine Abwicklung des Tierparks Berlin bestritten. Die Existenz des Parks sei nicht gefährdet, er habe neben dem Zoologischen Garten seine Berechtigung. Es sei beabsichtigt, hieß es damals, baldmöglichst eine eigenständige GmbH zu gründen, in der die Landesregierung Anteile halten wolle. Holger Lunau/adn

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