Situation von migrantischen Frauen: Immer stärker unter Druck
Seit den Terroranschlägen und der Wahl sinkt das Sicherheitsgefühl migrantischer Frauen. Sie berichten von steigender Gewalt und Hetze gegen Vereine.

Am Donnerstagmorgen lud die DaMigra Pressevertreter:innen und andere Frauenorganisationen ein, um über die Situation von migrantischen Frauen und ihren Familien anlässlich des internationalen Tages gegen Rassismus zu sprechen. Ein roter Faden zieht sich durch die Berichte: seit dem Erstarken von rechten Kräften und den Anschlägen in letzter Zeit hat sich die Alltagsdiskriminierung und Gewalt gegen sie erhöht.
In plastischer Weise berichten Vertreterinnen, dass migrantische Frauen bestimmte Gegenden in den Randbezirken von Berlin und in den neuen Bundesländern meiden und diese sogar als No-Go-Areas bezeichnen. „Die Zahlen sprechen für sich: Jährlich gibt es rund 22.000 rechtsextreme Angriffe in Deutschland. Das bedeutet: Alle 24 Minuten wird eine rassistisch motivierte Straftat begangen.“, so heißt es in der Presseerklärung von DaMigra.
Es war nie einfach, eine migrantische Frau zu sein
Dieser Rassismus fange bereits im Kindergarten und im Schulalltag an „Kleine afghanische Jungs werden als Terroristen bezeichnet und sie sollen sich im Namen aller Afghan:innen für Anschläge entschuldigen“, erzählt Mitra Hashemi von Baaham e.V. Auch schulpflichtige Kinder wollten aufgrund von gestiegenem Rassismus nicht in die Schule oder bekämen schlechtere Noten. Diese Dynamik brächten sie mit nach Hause und dort wirke es sich auch auf ihre Mütter aus.
Der Beratungsbedarf der Vereine habe sich erhöht. Frauen, die angespuckt, beleidigt, bedroht werden, tagtäglich und auf offener Straße, berichten davon, dass diese Gewalt und auch die Angst vor weiteren Übergriffen zu Depressionen, Schlafproblemen und einer massiven Einschränkung ihrer Autonomie beitrage. Beispielsweise können sie nicht mehr unbeschwert ihre Kinder abholen und überlegen daher, umzuziehen. Besonders nach der Bundestagswahl meiden vor allem auch queere migrantische Frauen den ÖPNV.
„Es war nie einfach, eine migrantische Frau zu sein, unsere Möglichkeiten und Handlungsspielräume waren immer schon eingeschränkt, aber die Lage jetzt ist besonders“ attestiert Doga Akyürek vom türkischen Frauenverein Berlin. Sie fokussierte sich in ihrem Redebeitrag auch auf die Gewalt, die Frauen innerhalb ihrer Communitys erlebten in gewalttätigen oder arrangierten Ehen, die oft an ihren Aufenthalt in Deutschland gekoppelt seien. Der große Mangel an Frauenhausplätzen sei ein zentrales Problem. Frauen mit Kindern, besonders Jungs, hätten es schwerer.
Hinzu käme die Diskriminierung auf dem Wohnungsmarkt. Erst sei es ihnen sehr schwer bis gar nicht möglich, eine Wohnung zu bekommen, und dann seien sie nicht selten Diskriminierung und Beleidigungen von Nachbar:innen ausgesetzt. „Es ist immer eine Bedrohung, eine migrantische Frau zu sein“ so Akyürek weiter.
Durch Anfrage der Union unter Druck
Vereine, die sich dieser Problematik annehmen, gerieten aktuell unter Druck. Andauernde rechte Hetze, Kürzungen und gezielte Angriffe auf seien längst keine Ausnahme mehr, sondern explizite Strategie von rechten Kräften. „Sie machen ihre antifeministische und rassistische Rhetorik salonfähig, indem sie feministische Projekte als Bedrohung darstellen“ so Atmaça. Es sei darüber hinaus nicht unüblich, Begriffe wie „woke“ als Kampfbegriffe zu verwenden, um Forderungen zu diskreditieren.
Zum Schluss betonte Delal Atmaça, dass sich Deutschland an einem Scheideweg befinde: Entweder schütze man die Demokratie oder nicht. Ersteres würde bedeuten, die Situation von migrantischen Frauen ernst zu nehmen und feministische Räume zu verteidigen: „Wenn wir diese Räume verlieren, verlieren wir nicht nur Ort für Vernetzung, sondern man zerstört den Schutz aller Menschen, die rechten Narrative ablehnen“.
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