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Sinnentleerte Dialoge auf der Toilette

betr.: „Na also, wer sagt's denn!“, taz vom 15. 9. 99

Okay – es war nur eine dpa-Meldung, aber die Überschrift kam aus der Kochstraße. Gut – „Ally McBeal“ hat einen der wichtigsten Emmys gewonnen. Aber was heißt das schon! 1993 war „Northern Exposure“ („Ausgerechnet Alaska“) für eindrucksvolle sechzehn Emmys nominiert und hat keinen einzigen abgeräumt. Das sagt doch alles über den Wert eines Emmys.

Seit anderthalb Jahren macht Christoph Schultheis charmant Stimmung für „Ally McBeal“, die allesamt unterhaltender ist als die US-Serie selbst. Das Plädoyer „Ein weiblicher Idealfall“, das die Leserinnen 1998 auf „Ally McBeal“ einschwören sollte, hat seine Wirkung offenbar verfehlt, denn nach der vorzeitigen Absetzung von „Ally McBeal“ und dem offenen Brief „Zuschauer, Ihr habt versagt!“ hatte man bereits moralische Bedenken, bei der Ausrottung einer letzten guten Serie nur zugesehen (bzw. eben nicht zugesehen) zu haben.

Im April 1999 wurde die Pilotfolge der Serie bei VOX wieder ausgestrahlt, was die taz natürlich applaudierend publik machte. Und diesmal wollte ich dabei sein – also saß ich gespannt im Fernsehsessel und umklammerte die Videorekorderfernbedienung, Daumen auf dem Aufnahmeknopf.

Doch nach der dritten Folge blieb der Videorekorder kalt und nach der fünften der Fernseher. Ich verstehe nicht, was die taz an „Ally McBeal“ so außergewöhnlich findet. Ist es Allys infantiles Gestotter, das sich einstellt, sobald Billy aufkreuzt? Sind es die sinnentleerten Dialoge, die sich in der Toilette ereignen? Oder etwa die faden Computertricks, die Köpfe aufblasen und Menschen mit farbigem Schleim übergießen? Ich meine, das reicht nicht für zahllose Zeilen in „Flimmern und Rauschen“, einer Seite, die sonst zuverlässig und stilsicher den Abfall vom Sehenswerten trennt. Diese Serie ist dermaßen durchgestylt, dass man Angst hat, die Kulisse würde jeden Moment in sich zusammenbrechen.

Die taz sollte mit einem offenen Brief die Wiederholung einer wirklich grandiosen Serie fordern – nämlich „ausgerechnet Alaska“.

Volker Herrmann, Meppen

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