■ Die Atombombe auf der Kirmes: Singapur, mon amour
Singapur (AP/taz) – Erst ein atemberaubender Knall, dann gleißend helles Licht, eine Druckwelle heißer Luft, der Boden zittert, alles um einen herum droht einzustürzen – wer sich unbedingt mal wie die Opfer des ersten Atombombenabwurfs von Hiroshima fühlen wollte, kann dies jetzt mittels Computersimulation in Singapur tun. Am Dienstag wird dort für viereinhalb Monate eine Special-effects- Show eröffnet, die nachzustellen versucht, was doch eigentlich unfaßbar ist. Die Computersimulation der Hölle, die am 6. August 1945 über Hiroshima hereinbrach, ist Teil einer Ausstellung zum 50. Jahrestags des Kriegsendes im Pazifik, für die die Behörde für das „Kulturerbe Singapurs“ verantwortlich zeichnet.
Den Besucher erwartet – ohne Gefahr für Leib und Leben – die Detonation der Bombe mit einer Sprengkraft von 12.500 Tonnen TNT in einem detailgetreu nachgebauten japanischen Wohnzimmer aus den vierziger Jahren. Aus zwei Fenstern sieht man auf nachgestellte Straßenszenen, das dritte Fenster, eine Videoleinwand, bietet einen unverbauten Blick auf den Atompilz. Sobald dieser zu sehen ist, wird das Tonband mit Vogelgezwitscher gestoppt und das mit den Lauten des Grauens abgefahren. Gleichzeitig wird der Raum in einen Lichtblitz getaucht, Luftkissen unter dem Boden täuschen das Beben der Erde vor, ein heißer Wind bläst, schließlich fällt der Strom aus – gespenstische Düsternis.
Der Gang nach draußen, wo ihn eigentlich der Anblick pulverisierter, verbrannter oder zerfetzter Opfer erwarten müßte, bleibt dem Besucher erspart. Nach der Show stehen noch mehr als 100 historische Fotografien, 200 Dokumente und zwei Gemälde vom zerstörten Hiroshima zur Besichtigung an. Vijay Joshi
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