Simone Schnase über Streikverbote: Ganz harte Bandagen
Dass MitarbeiterInnen, die für die Belange anderer auf die Straße gehen, Tarifverhandlungen im eigenen Haus gefährden könnten, ist Unsinn.
D ie Geschäftsführung des Martinsclubs hat in der Vergangenheit eigentlich den Eindruck vermittelt, Gutes für ihre Beschäftigten anzustreben. Sie will für ihre pädagogischen MitarbeiterInnen einen Haustarif, der sich an den Tarifverträgen des Öffentlichen Dienstes (TV-L) orientiert, steckt dabei aber in einer Zwickmühle, denn die damit verbundenen Kosten muss die Bildungssenatorin refinanzieren.
Das wird schwer, denn die ist – fälschlicherweise – der Meinung, beim Martinsclub gebe es bereits einen Tarifvertrag, und zwar einen, der gleichwertig mit dem TV-L sein soll – jedenfalls hat sie das vor vier Monaten gegenüber der taz noch behauptet. Das verspricht harte Verhandlungen für den Martinsclub.
Dass diese Arbeit durch MitarbeiterInnen gefährdet werden könnte, die an einem Solidaritäts-Streik teilnehmen, ist hingegen Unsinn. Wirtschaftlich schadet das niemandem, und Streikende, die für die Forderungen anderer auf die Straße gehen, dürften die Bildungsbehörde wohl kaum interessieren.
Gefährdet ist hier wohl eher das Verhältnis der ArbeitnehmerInnen zur Geschäftsführung des Martinsclubs, die mit der Androhung von Abmahnungen gleich mit ganz harten Bandagen kämpft – und das offenbar auch noch in Unkenntnis geltenden Rechts. Das steht nämlich auf Seiten der Streikenden.
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