Silvesterböllerei: Zum Abschuss freigegeben

Ab heute gibt es Böller zu kaufen. Am Freitag wird auch Verbotenes abgefeuert. Ungebrochener Beliebtheit erfreuen sich die so genannten Polenböller.

Feuer frei - am Brandenburger Tor Bild: dpa

Zu Silvester wird geballert, was das Zeug hält. Am Heinrichplatz in Kreuzberg fliegen einem die Raketen um die Ohren, im Wedding herrscht Ausnahmezustand, und auch den Kudamm kann man nur schwer ohne Sicherheitsvorkehrungen gegen fliegende Sprengfallen betreten. "Berlin und Hamburg sind die Städte, in denen in Deutschland am meisten geböllert wird", weiß Markus Schwarzer, Sprecher der Firma Weco Feuerwerk aus Eitorf bei Bonn, des Marktführers bei Krachern und Co. Und Nils Busch-Petersen, Chef des Einzehandelsverband Berlin-Brandenburg, schätzt, dass die Berliner im vergangenen Jahr rund 6,8 Millionen Euro für Raketen und Knallerei ausgegeben haben.

Dabei geht die Böllerei häufig ins Auge: Rund 500 Verletzte zählt die Berliner Feuerwehr im Schnitt jedes Silvester - rund die Hälfte sei fremdverschuldet. Wer jemanden dabei verletzt, riskiert ein Verfahren wegen Körperverletzung.

Ab diesem Jahr gilt die neue EU-Richtline 2007/23/EG für Silvesterfeuerwerk. Händler müssen jetzt genauer darauf achten, wie sie die Böller lagern. Vor allem müssen sie ausrechnen, wie viele Böller sie lagern dürfen: Die Höchstmenge richtet sich nicht mehr nach dem Gewicht der Böller, sondern nach der Masse von Explosivstoffen, die darin enthalten sind. Die taz zeigt, was ab dem heutigen Mittwoch im Angebot ist - und was nicht erhältlich sein sollte.

Ob Knallerbsen, Feuerkreisel oder Gruselfeuer: Die jugendfreien Silvesterknaller gelten als harmlos. Für Kinder eben - als Erwachsener fasst man so was nicht an. Doch so harmlos sind diese Kracher anscheinend doch nicht: Zumindest die ganz Kleinen sollten von ihnen ferngehalten werden. Deswegen ist ab diesem Jahr europaweit die Abgabe an Kinder unter zwölf Jahren verboten.

Der Verkauf von Silvesterknallern startet am heutigen Mittwoch. Die Polizei kündigte an, den Handel mit den bunten Krachern gemeinsam mit dem Ordnungsamt verstärkt zu überprüfen. Im vergangenen Jahr hatte es zahlreiche Verstöße bei Aufbewahrung und Verkauf gegeben. Silvesterraketen dürfen nur vom 29. bis 31. Dezember verkauft werden.

Für Feuerwerksfans ist das Vergnügen aber noch kürzer: Knallen ist nur am 31. Dezember und 1. Januar erlaubt. Die ersten Böller dürften Silvester um 18 Uhr gezündet werden. Am Neujahrsmorgen muss um 7 Uhr Schluss sein.

Kurz vor dem Jahreswechsel würden auch zunehmend Böller aus dem Ausland eingeschmuggelt, wie der Zoll berichtete. In Polen dürfen Händler die Knaller beispielsweise das ganze Jahr über verkaufen. Sie enthalten meist mehr Schwarzpulver als deutsche Feuerwerkskörper und sind deutlich gefährlicher. (dpa)

Es sind die Klassiker unter der Silvesterböllerei: Raketen und Kanonenschläge, die gerne auch im Hunderterpack gekauft werden. Sie sind nur echt mit der Identifikationsnummer der Bundesanstalt für Materialforschung (BAM), dem CE-Zeichen und einer Identifikationsnummer. Sie sind ab 18 Jahren zu haben und werden nur vom 29. bis 31. Dezember verkauft. Ihre Überreste liegen aber noch weit ins neue Jahr hinein auf den Straßen Berlins.

Jedes Jahr verletzen sich Menschen an diesen Standardböllern. Deshalb rät die Feuerwehr zum sachgerechten Gebrauch. Dennoch darf aufgerüstet werden: Laut Weco-Sprecher Schwarzer sind nun Feuerwerksbatterien mit bis zu 500 Gramm Effektmenge flächendeckend auf dem Markt erhältlich. Lange waren nur Feuerwerksbatterien bis maximal 200 Gramm verfügbar.

Nicht nur Zigaretten und billiger Fusel werden gerne aus Polen mitgebracht. Auch Böller sind beliebt. Die sogenannten Polenböller sind besonders laut, weil in ihnen nicht nur Schwarzpulver, sondern zum Teil auch Industriesprengstoff steckt. Deswegen sind sie in Deutschland verboten. "Der Run auf sogenannte Polenböller ist ungebrochen stark", weiß Bernd Rösler vom Zoll Berlin-Brandenburg zu berichten. Die Böller aus dem Osten seien aber nicht nur wegen ihrer Lautstärke so beliebt, auch der niedrige Preis spiele eine Rolle. Doch eine "Polenböllermafia" gäbe es nicht - in der Regel seien es Privatpersonen, die ein billiges Feuerwerk haben wollen. Dafür fange der Schmuggel mit den Böllern auch schon im Oktober an, so Rösler.

Wer es an Silvester wirklich knallen lassen will, lässt Raketen und Polenböller links liegen und greift gleich zur Schusswaffe. Das sieht man in Berlin recht häufig: aus Hauseingängen heraus oder vom Balkon wird salvenweise pyrotechnische Munition aus Schreckschusswaffen abgeschlossen. Dies ist definitiv illegal - was den meisten aber relativ egal ist. Zwar ist der Erwerb solcher Munition ab 18 Jahren erlaubt. Wer aber eine Schreckschusswaffe führen - und nutzen - will, braucht einen kleinen Waffenschein. Und das Verschießen von pyrotechnischer Munition auf offener Straße ist sogar zu Silvester verboten und ein Verstoß gegen das Schusswaffengesetz.

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