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Silvester in BerlinPolizeieinsatz gegen Böller

Erstmals will die Polizei an den „Gefahrenpunkten“ auf dem Alexanderplatz und in der Potsdamer Straße ein Böllerverbot an Silvester durchsetzen.

Ist das noch Tischfeuerwerk oder schon ein verbotener Böller? Foto: Marius Schwarz

Berlin taz | In einigen deutschen Innenstädten gibt es bereits ein Böllerverbot – jetzt zieht Berlin nach. Auf dem nördlichen Teil des Alexanderplatzes im Bezirk Mitte sowie in Schöneberg-Nord im Bereich Pallas-, Goeben- und Steinmetzstraße dürfen beim kommenden Jahreswechsel keine Raketen mehr abgefeuert werden. Mit der Veröffentlichung im Berliner Amtsblatt am 22. November ist das seit Längerem angekündigte Böllerverbot nun amtlich. Auf der Partymeile am Brandenburger Tor war die Knallerei schon zuvor untersagt.

Die beiden Zonen seien in den vergangenen Jahren in der Silvesternacht „Gefahrenbrennpunkte“ gewesen, hatte Innenstaatssekretär Torsten Akman (SPD) die geplante Neuerung im September begründet. An beiden Orten sei es zu massiven und gezielten Angriffen auf Polizisten und Feuerwehrleute gekommen. Auch für den Hermannplatz sei ein Verbot erwogen worden. Das habe man aber verworfen, weil sich gezeigt habe, dass es dort „keine Fokussierung auf Einsatzkräfte gibt“.

Das Böllerverbot beginnt am 31. Dezember um 18 Uhr und endet am 1. Januar um 6 Uhr. Gestützt ist es auf das polizeiliche Gefahrenabwehrrecht. Verboten ist in den Gebieten Pyrotechnik der Kategorien F2, F3, und F4. „Nur Wunderkerzen, Tischfeuerwerk und Knallerbsen sind erlaubt“, so Polizeisprecherin Anja Dierschke zur taz.

Auf dem Alex gilt das Verbot für den nordöstlichen Teil des Platzes, wo die Weltzeituhr steht. Die Freifläche zwischen Berolinahaus, Alexanderhaus, Galeria Kaufhof und Primark wird erfahrungsgemäß von Partygängern, die von auswärts kommen, und sogenannten erlebnis­orientierten Personen, wie die Polizei sie nennt, als Fläche zum Zünden von Feuerwerk genutzt. Beim Jahreswechsel 2018/2019 sei es infolge „gruppendynamischer Prozesse“ und übermäßigen Alkoholkonsums „dauerhaft“ zu einer unsachgemäßen Handhabung von Feuerwerkskörpern gekommen, heißt es in der Verbotsverfügung.

Infografik: Infotext

Auch illegale Erzeugnisse wie „sogenannte Polenböller“ und SRS-Waffen – Schreckschusspistolen – seien verwendet worden. Die versammelten Menschen, darunter auch Einsatzkräfte von Polizei und Feuerwehr, seien gefährdet gewesen. „Zumindest bedingt“ seien Verletzungen in Kauf genommen worden. Das Verbot auf dem Platz gelte für alle, heißt es. Eine Unterscheidung zwischen „Störern“ und „Nichtstörern“ sei unter den Bedingungen der Silvesternacht – Dunkelheit, Rauchentwicklung, Überfüllung – nicht möglich.

Im Unterschied dazu trifft das Böllerverbot in Schöneberg ein normales Wohngebiet. Das Pallasseum an der Potsdamer Straße Ecke Pallasstraße gehört dazu. An die 2.000 Menschen, darunter viele Familien mit Kindern, leben dort. Ähnlich ist es in der Steinmetzstraße, die komplett von dem Verbot betroffen ist. Das Gebiet galt früher als sozialer Brennpunkt.

Seit dem Jahreswechsel 2014/ 15 hätten die Straftaten in dem Gebiet „unter Nutzung von Pyrotechnik stetig zugenommen“, so die Verbotsbegründung. Die Rede ist von Anzeigen wegen schweren Landfriedensbruchs über Herbeiführen einer Sprengstoffstoffexplosion bis hin zu gefährlichen Eingriffen in den Straßenverkehr.

Erhöhte Polizeipräsenz und Personenkontrollen

Als konkretes Beispiel wird auf eine Bushaltestelle verwiesen, die 2016/2017 durch Pyrotechnik zerstört worden sei. Oder darauf, dass 2018/2019 „dreimal Polizeidienstkräfte und einmal ein Passant beschossen“ worden seien. Auch beim kommenden Jahreswechsel sei damit zu rechnen, dass eine Vielzahl von Personen vor Ort zusammenkomme – „vornehmlich in der Altersgruppe der 14- bis 30-Jährigen“. Und auch damit, dass die fragliche Personengruppe die vielfältigen Rückzugsmöglichkeiten am Pallasseum und in der Steinmetzstraße dazu nutze, sich dem polizeilichen Zugriff zu entziehen. Die Gefahren für Unbeteiligte könnten durch ein Verbot zumindest gemindert werden.

Publik gemacht werden soll das Böllerverbot unter anderem mit Informationsflyern. Für ­Silvester kündigte der zuständige Einsatzleiter Alexander Karius am Mittwoch gegenüber der taz eine verstärkte Polizeipräsenz in den Gebieten an. Auch in den letzten Jahren sei mehr Polizei als anderswo vor Ort gewesen.

Am kommenden Silvester werde man das Böllerverbot aber mit Personenkontrollen versuchen durchzusetzen. Was das angehe, betrete man Neuland, gibt Karius zu. „Wir haben keine Erfahrungswerte, auf die wir zurückgreifen können“. Aber der Einsatzleiter lässt keinen Zweifel daran, dass die Polizei zum Handeln entschlossen sei. „Wenn man etwas festlegt, muss man es auch umsetzen, sonst macht man sich lächerlich“.

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6 Kommentare

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Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

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  • Es bleibt mir rätselhaft, warum Sprengstoff für Privatpersonen eigentlich überhaupt noch erlaubt ist?! Betrunkene Affen, die soeben das Feuer entdeckt haben sprengen sich gegenseitig in die Luft, zerfetzen Trommelfelle, verschrecken Tiere, vermüllen und verpesten die ganze Stadt. Das ist so gestört hey.

    Sinnvoller fände ich ein offizielles Feuerwerk pro Stadtteil. Das wäre professionell choreographiert, menschen- und umweltfreundlich und trotzdem noch laut genug, um die bösen Geister des Vorjahres zu vertreiben...

    • @domsk:

      Ich weiß ja nicht was in Berlin so lebt, bisher dachte ich es wären Menschen, die das Feuer schon über Jahrhunderte kennen.

      Bein ernsthaft einmal im Jahr ein privates Feuerwerk, so wie es schon unsere Urväter hatten, und dafür die ganzen unterjährigen Feuerqerke weglassen, schont sogar noch die Umwelt, weil einmal ganz viel besser ist, als ständig bis kurz vor dem Limit

  • Schon allein aus Gründen des Umweltschutzes sollte der Verkauf von Böllern und Raketen an Einzelpersonen komplett verboten werden. Es reicht doch völlig aus, wenn auf öffentlichen Grossveranstaltungen mit kostenlosem Eintritt Feuerwerk gezeigt wird. Warum muss trotzdem jeder seine eigenen Feinstaubwolken produzieren dürfen?

    Hinzu kommt die Gefahr von Bränden und Verletzungen, wenn Polen-Böller im Wald getestet oder Böller/Raketen auf Menschenmengen geworfen/abgefeuert werden. Letzteres konnte man in den letzten Jahren leider immer öfter beobachten. Auch die Gefahr, dass das Material zum Bombenbau missbraucht wird, ist gross (wobei man sich aber eher selbst in die Luft sprengt, wenn man damit experimentiert).

    • @Elroy Banks:

      Ist es umweltfreundlicher wenn wir alle uns die Profifeuerwerke ansehen, uns dafür in Auto setzen um dort hinzukommen, dort dann unsere 3 bis 4 Getränke jedesmal aus einem neuen Einwegbecher trinken, unser Eürstchen oder was auch immer auf einem Einwegteller haben, und mangels Tois unsere Notdurft auf der Straße verrichten?



      Haben die Rettungsdienste weniger Arbeit, wenn bei den Menschmassen Unfälle passieren, die nur dem Gedeänge geschuldet sind, oder dem Umstand dass wir dann betrunken ins Auto steigen um wieder nach Hause zu kommen?

  • Wenn man bedenkt, dass die Silvesterböllerei laut Umweltbundesamt ca. 15% des Feinstaubs, die pro Jahr alle Autos in Deutschland zusammengenommen in die Luft blasen, emittiert, kann man den Scheiß auch ganz verbieten.

    • @Stefan L.:

      Was ist mit den ganzen Profifeuerwerken? Vielleicht sollten wir erstmal die verbieten, in Hamburg ist gefühlt jede Woche eines. Dann reduzieren wir den Gehalt schon ziemlich deutlich