Kommentar: Signal für Perschau
■ Fragebogen liefern Argumente
Statistiker hätten für die Fragebogenaktion der CDU nur Spott übrig. Über 2.000 Faltblätter mit jeweils zehn Fragen werden wahllos verteilt – auf der Hafa-Messe genauso wie in der Gastwirtschaft. Rührend, aber dumm: Denn von Repräsentativität, jenem unerläßlichen Fundament, das eine Umfrage erst zu einer verwertbaren Statistik macht, kann keine Rede sein. Interessant ist auch, daß den Befragten die Antworten größtenteils schon durch die Formulierungen der Fragen in den Mund gelegt worden sind. Das einzige, was sich über die Antworten sagen läßt: Es handelt sich vermutlich um die Meinungen von CDU-Sympathisanten. Wer sonst hätte sich die Zeit genommen, einen solchen Fragebogen zu beantworten?
Der CDU kann es also nicht um eine solide Statistik über das CDU-Wählerpotential gegangen sein. Die platten Antworten eignen sich allerdings hervorragend als Argumentationshilfe, wenn die CDU-Fraktion das Steuer in einigen politischen Fragen sanft herumreißen möchte – und zwar so, daß sich Senatoren wie Perschau nicht ausgebootet fühlen. Daß er die Großprojekte-Politik seines Staatsrats Haller bisher zu blindlings vertreten und den Mittelstand verprellt hatte, war einigen CDUlern schon lange ein Dorn im Auge. Auf dem Parteitag hat Perschau jetzt ein dezentes, aber deutlich hörbares Signal bekommen. Insofern war die Fragebogenaktion zwar aufwendig, aber und gar nicht mal so dumm. Kerstin Schneider
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