Sigmar Gabriel über Asse: "Die Grünen hat's nicht gekümmert"
Die Grünen haben sich in ihrer Regierungszeit überhaupt nicht um die Asse gekümmert, sagt SPD-Umweltminister Sigmar Gabriel. Er hingegen schon ab dem 18. Lebensjahr.
![](https://taz.de/picture/343585/14/gabriel_09.jpg)
taz: Herr Gabriel, Sie werfen Ihrem grünen Vorgänger, Ex-Umweltminister Jürgen Trittin, Versäumnisse im maroden Atommüllendlager Asse vor. Ist das mehr als Wahlkampf?
Sigmar Gabriel: Inhaltlich habe ich überhaupt kein Problem mit Jürgen Trittin. Aber ich kann schlicht nicht zulassen, dass sich Teile der Grünen bei der Asse auf meine Kosten zu profilieren versuchen. Die Grünen haben sich in ihrer Regierungszeit überhaupt nicht um die Asse gekümmert. Jürgen Trittin hat die Stelle, die es zur Begleitung des damals zuständigen Forschungsministeriums im Umweltressort gab, gestrichen. Und er hat alles mitgezeichnet, was das Forschungsministerium zur Asse vorgelegt hat - auch das, was sich hinterher als falsch herausgestellt hat. Ich werfe ihm das gar nicht vor, ich will das nur klarstellen.
Zu Zeiten von Rot-Grün war das Forschungsministerium für die Asse zuständig - und damit Ihre Parteikollegin Edelgard Bulmahn.
Der amtierende Bundesumweltminister steht nach parteiinternen Querelen auf Platz 24 der niedersächsischen SPD-Landesliste und will per Direktmandat ins Parlament.
Edelgard Bulmahn hat klugerweise den Umweltminister immer gefragt. Und Jürgen Trittin hat das, was dort an Vorschlägen erarbeitet wurde, immer gegengezeichnet. Die Unterlagen können Sie bei uns im Ministerium gerne einsehen. Trotzdem steht eines fest: Der Umgang mit dem Atommüllendlager Asse war auch unter einer SPD-Führung im Bundesforschungsministerium nicht sachgerecht.
Auch Sie haben den Atommüll-Sumpf in der Asse nicht selbst entdeckt.
Stimmt. Aber ich habe mich mit der Asse seit meinem 18. Lebensjahr beschäftigt. Was da genau los war, haben wir allerdings erst mitbekommen, als der damalige Betreiber die Schließung der Asse beantragt hat. Dann haben wir als Atomaufsicht eingegriffen und einen Statusbericht vom Land Niedersachsen gefordert. Darin sind die Probleme der Asse zum ersten Mal umfassend dokumentiert worden.
Also konnte Jürgen Trittin gar nichts wissen?
Doch, denn die Bürgerinitiativen vor Ort haben schon lange auf Schwierigkeiten hingewiesen. Als ich 2005 mein Amt antrat, habe ich gesagt: Um die Asse kümmern wir uns. Aber die Leute im Ministerium haben damals gesagt: Das lassen Sie mal schön sein, das bringt nur Ärger. Das war die Stimmungslage damals. Die allerdings habe ich für grundlegend falsch gehalten.
Was machen Sie mit den Fässern, wenn Sie Umweltminister bleiben?
Ich warne davor, dass Politiker aus der Tiefe ihres Gemüts erklären, was sie mit der Asse machen wollen. Wir werden mit den Bürgerinitiativen Kriterien entwickeln, anhand deren wir prüfen wollen, was sinnvoll ist: Verfüllen, Rausholen oder Umlagern.
Wie wollen Sie das Entsorgungsproblem lösen?
Zuallererst: Die Kosten für die Sanierung der Asse muss gefälligst die Atomwirtschaft selbst tragen. Dafür brauchen wir eine Kernbrennstoffsteuer. Und die nächste Bundesregierung muss das Verfahren für die Suche nach einem Endlager für hochradioaktive Abfälle festlegen. Damit wir dann ergebnisoffen nach einem Standort suchen.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Tabubruch der CDU
Einst eine Partei mit Werten
Jugendliche in Deutschland
Rechtssein zum Dazugehören
Jens Bisky über historische Vergleiche
Wie Weimar ist die Gegenwart?
Denkwürdige Sicherheitskonferenz
Europa braucht jetzt Alternativen zu den USA
Mitarbeiter des Monats
Wenn’s gut werden muss
Krieg und Rüstung
Klingelnde Kassen