Siemens-Schmiergeld-Skandal: Von Pierer soll fünf Millionen zahlen
Siemens einigt sich mit dem früheren Chef Heinrich von Pierer: Der soll fünf Millionen Euro Schadensersatz zahlen. Parallel protestierten Siemens-Beschäftigte gegen Stellenabbau.
MÜNCHEN dpa | Der frühere Siemens-Chef Heinrich von Pierer hat mit seinem Einlenken im Schadenersatz-Streit die drohende Klage des Elektrokonzerns abgewendet. Der Siemens-Aufsichtsrat billigte die am Vorabend bekannt gewordene Einigung mit Pierer und fünf weiteren früheren Topmanagern am Mittwoch bei seiner Sitzung in München.
Dazu gehören auch Pierers damaliger Nachfolger Klaus Kleinfeld sowie die Ex-Vorstände Johannes Feldmayer, Jürgen Radomski und Uriel Sharef sowie der frühere Aufsichtsratschef Karl Hermann Baumann, wie die Siemens AG mitteilte. Den Vereinbarungen müssen jetzt noch die Aktionäre auf der nächsten Hauptversammlung im Januar 2010 zustimmen.
Siemens hatte den früheren Managern vorgeworfen, bei den Geschäften des Unternehmens nicht genau genug hingeschaut und so das System aus schwarzen Kassen und fingierten Beraterverträgen begünstigt zu haben. Darüber sollen über Jahre hinweg rund 1,3 Milliarden Euro in dunklen Kanälen verschwunden und als Schmiergeld zur Erlangung von Aufträgen im Ausland eingesetzt worden sein.
Pierer wies dies auch am Mittwoch nochmals zurück. "Das Eingehen auf den von Siemens gemachten Vorschlag bedeutet (…) nicht, dass Herr Dr. von Pierer die erhobenen Vorwürfe anerkennt", erklärten seine Anwälte. Dies werde in der Vereinbarung mit Siemens auch ausdrücklich so festgehalten. Dem Vernehmen nach soll Pierer fünf statt der ursprünglich von ihm geforderten sechs Millionen Euro zahlen.
Erst am Vorabend war bekannt geworden, dass Pierer in dem Schadenersatz-Streit überraschend doch noch eingelenkt hat. Der Exmanager hatte mit dem Rücktritt vom Aufsichtsratsvorsitz im April 2007 die Konsequenzen aus dem Korruptionsskandal gezogen. Eine persönliche Verwicklung in die dubiosen Zahlungen bestritt er.
Parallel zu der Aufsichtsratssitzung protestierten am Mittwoch hunderte Siemens-Beschäftigte gegen den Stellenabbau bei dem Elektrokonzern.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!