: Sicher, sicher
■ Französische Versicherungsfusionen
Ab Juli 1990, dem Datum der Freigabe der Dienstleistungsmärkte, wird es jedem Bürger der EG möglich sein, mit einer ausländischen (sprich: EG-europäischen) Versicherung einen Vertrag abzuschließen. Die Versicherungskonzerne haben deshalb nichts Eiligeres zu tun, als auf den jeweiligen nationalen Märkten präsent zu sein was sich am einfachsten dadurch bewerkstelligen läßt, bereits präsente Firmen aufzukaufen. Daher das Interesse von Suez an Victoire/Colonia, daher Raul Gardinis grundsätzliches Interesse an einem Einstieg in den französischen Markt.
Nicht umsonst streicht dieser Herr derzeit in Moll. Es komme überhaupt nicht in Frage, beschied Gardini dem Briten Sir Jimmy Goldsmith, daß er sich an einem feindlichen Übernahmeversuch beteilige. Goldsmith versucht seit Monaten, den Londoner Mischkonzern BAT für die EG-Rekordsumme von 21 Milliarden Dollar zu schlucken, und hat jetzt für eine der BAT-Sparten einen Käufer ausgemacht, den er damit gleich in sein Übernahme-Konsortium gelockt hat: An den französischen Versicherungsriesen Axa-Midi soll die US-Versicherungsgruppe Farmers Group gehen; auch an Gardinis Versicherungsableger Assicurazioni Generali war ein Angebot gegangen. Konsequenz des Goldsmith-Axa-Deals: Axa wird zur zweitgrößten europäischen Versicherungsgruppe, gleich nach der bundesdeutschen Allianz.
Axa wiederum hatte vor zwei Jahren einen Übernahmekampf gegen UAP (diese staatliche Versicherung kontrolliert die Großbank Paribas) um den damaligen belgischen Branchenführer Royal Belge verloren und hofft jetzt, verlorenes Terrain wettmachen zu können. Apropos Belgien: die heutige Nummer 1 im Königreich gehört zum Kanalsystem von Suez, seit Suez den Übernahmekampf um die belgische Societe Generale gewonnen hatte - gegen den italienischen Aufkäufer Carlo de Benedetti. Der italienische Versicherungsmarkt seinerseits wird, so die italienische Presse, seit einem Jahr regelrecht aus dem Ausland „kolonisiert“.
Gleiches gilt für Spanien, wo Frankreichs Versicherungsvielfraße sich mittlerweile in allen größeren Firmen eingenistet haben. Die französischen Großbanken wiederum stehen dem nicht nach. Gerade hat die größte französische Geschäftsbank, die staatliche Banque Nationale de Paris (BNP), mit der größten spanischen Bank, dem Banco Bilbao Vizcaya, den Tausch von Beteiligungen an einigen jeweiligen Firmentöchtern bekanntgegeben.
smo/diba
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen