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■ VorlaufShort cuts

„Boomtown Berlin“, ab heute jeweils mittwochs, 22.15 Uhr, B1

Berlin ist ganz schön schrill – das meinen zumindest die Macher der neuen B1-Serie „Boomtown Berlin“. In der ersten Folge werden gleich drei Geschichten übereinandermontiert: Da wird von einem russischen Callboy erzählt, der ältere Damen beglückt und die eigene Freundin unbefriedigt im Bett zurückläßt; von zwei Münchnern, die ein soeben erstandenes Mietshaus unter Wasser setzen; und von einer Journalistin, die gefakte Sensationsbeiträge ans Fernsehen verkauft. „Boomtown Berlin“ wird von Studenten der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin (dffb) in Zusammenarbeit mit dem SFB produziert. Die Aneinanderreihung lose miteinander verknüpfter Handlungsstränge erinnert an Robert Altmans „Short cuts“. Während der Callboy sich auf dem Küchentisch einer älteren Dame so sehr ins Zeug legt, daß die Klientin einen Herzschlag erleidet, untersuchen die zwei Münchner das marode Sanitärsystem ihrer Neuerwerbung im Osten der Stadt und bauen den Mietern Bidets ein, die niemand haben will. Der Journalistin wollen derweil eine Handvoll Vietnamesen ans Leben.

Der Untertitel „Szenen aus dem Berlin der Glücksritter“ ist wohl nicht so ernstgemeint: Ein Happy- End hat keine der drei Geschichten, aber glücklicherweise werden auch nicht in schaler „Motzki“- Manier nur „Einheitsverlierer“ porträtiert. Die Studenten der dffb verstehen die „Short cut“-Technik als Möglichkeit, in enger Zusammenarbeit – drei Autoren arbeiten an je einer Folge – ihr Lebensgefühl in dieser Stadt zu vermitteln. Obwohl nichts so hart ist wie das wirkliche Leben: Nachdem er drei Haussanierungen in fünf Jahren überlebt hat, weiß einer der Autoren, daß es in seinem Film noch ziemlich harmlos zugeht. Das wird aber nicht so bleiben. Schon in der zweiten Folge spritzt das Blut eimerweise, und in den Sadomaso- Phantasien dreier Berlinbesucher spielt das Moderatorinnentrio Dagmar Berghoff, Sabine Christiansen und Nina Ruge eine Rolle. Inken Schröder

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