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Sexualisierte Gewalt an Kindern„Widerliche Form der Kriminalität“

Im Schnitt werden laut Innenministerin Nancy Faeser pro Tag 49 Kinder Opfer von sexualisierter Gewalt. Sie will schärfer gegen Fotos und Videos der Taten vorgehen.

Will den Kampf gegen Missbrauchstäter intensivieren: Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) Foto: Bernd von Jutrczenka/dpa

Berlin dpa/afp | Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) fordert ein härteres Vorgehen gegen die Verbreitung von Fotos und Videos von sexuellem Missbrauch im Internet. Es handele sich um eine „der schlimmsten Formen der Kriminalität“ und es bestehe dringender Handlungsbedarf, sagte Faeser am Sonntagabend im „Bericht aus Berlin“ der ARD.

Durchschnittlich 49 Kinder pro Tag seien im vergangenen Jahr Opfer sexualisierter Gewalt geworden, sagte die Ministerin. Sie bezog sich dabei auf einen Bericht des Bundeskriminalamts, der am Montag vorgestellt werden soll. Es handele sich um „eine der schlimmsten Formen der Kriminalität“.

Faeser bekräftigte ihre Position zu Plänen der EU-Kommission, Tätern einfacher auf die Schliche zu kommen. Mit Härte gegen diese „widerliche Form der Kriminalität“ vorzugehen, sagte sie, schließe nicht aus, private Daten zu schützen.

Wer Fotos und Videos von sexuellem Missbrauch von Kindern im Netz teilt, soll nach dem Willen der EU-Kommission künftig einfacher gefasst werden. Wie aus einem Mitte Mai vorgestellten Gesetzentwurf hervorgeht, könnten Anbieter wie Google oder Facebook verpflichtet werden, ihre Dienste mithilfe von Software nach entsprechenden Darstellungen zu durchsuchen. Zudem soll ein EU-Zentrum eingerichtet werden, das entsprechende Technologie bereitstellen soll.

„Aus meiner Sicht ist es nicht erforderlich, dass wir in private Chats anlasslos reingehen“, sagte Faeser. Es gehe vielmehr um öffentlich zugängliche Chats, die nicht verschlüsselt seien und um Plattformen, auf denen Bilder geteilt werden. „Da wollen wir reingucken, wir wollen aber nicht in verschlüsselte, private Kommunikation reinschauen“, betonte Faeser. Daher wolle man eine „differenzierte Stellungnahme zur EU-Richtlinie“ abgeben.

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4 Kommentare

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  • Mir fehlen die Worte.



    Was soll man mit solchen Bestien machen?



    Der normale Strafvollzug reicht einfach nicht!

  • Ob da viel bei rauskommt?

    Sieht eher danach aus, als stände Datenschutz über dem Schutz von Kindern vor Missbrauch.

    Seit Jahren wird palavert. Sog. Internetaktivisten schreien "Free Internet" womit sie meistens Free Download meinen und sabotieren rigoros den Schutz von Kindern.

    Zu wie viel Leid mag das schon geführt haben?

    Von Faeser erwarte ich nichts. Überhaupt nichts. Und da ist noch positiv ausgedrückt.

  • Die Naivität der Ministerin macht mich fassungslos: "Es gehe vielmehr um öffentlich zugängliche Chats, die nicht verschlüsselt seien" - glaubt sie das wirklich? Die harten Kriminellen arbeiten mit Sicherheit verschlüsselt und ganz woanders, sicher auch nicht auf Plattformen wie Google oder Facebook und nicht im öffentlich sichtbaren Internet.

    Immerhin setzt sie den Planungen der EU-Kommission etwas entgegen, die offenbar genauso naiv davon ausgeht, dass die großen Anbieter hier irgendwelche Wunder vollbringen könnten.

  • Faeser wird wie folgt zitiert:



    Es gehe vielmehr um öffentlich zugängliche Chats, die nicht verschlüsselt seien und um Plattformen, auf denen Bilder geteilt werden. „Da wollen wir reingucken, wir wollen aber nicht in verschlüsselte, private Kommunikation reinschauen“,

    Wenn ich die Pressemeldungen über diesen kriminellen Austausch jetzt nicht völlig falsch verstanden habe, kommunizieren die Kriminellen doch gerade über verschlüsselte Kommunikation und verschlüsselte Plattformen.

    Das ist ja gerade so, als ob man nachts das Portemmonaie nicht dort sucht wo es zu Boden gefallen ist sondern dort, wo eine Laterne Licht spendet und man besser sieht.

    Aber wie dem auch sei: Ich fände es viel wichtiger, den Missbrauch zu verhindern (also schon im Vorfeld was zu unternehmen) und nicht erst zu handeln, wenn es schon zu spät ist.