Serie „My different ways“: Hummer in der Badewanne

Die Buchadaption „My different ways“ stellt die richtigen Fragen über Liebe, Freundschaft und Familie. Beschriftete Kartons bleiben dabei geschlossen.

Eine junge Frau legt ihren Kopf auf einen Kuschle-Hummer

Bei dem mysteriösen Hummer handelt es sich um Emma Foto: Camilla Winther/ZDF

Die Neue in der ZDF-Mediathek ist eine wahre Entdeckung: „My different ways“ heißt die dänische Dramaserie aus dem Jahr 2020, in der eigentlich nicht viel passiert (und das sind doch meist die besten Serien, oder?), die aber trotzdem unvergesslich bleibt.

Vitus (herzzerreißend: Mads Reuther) hat einen sehr seltenen Namen und eine große Orientierungslosigkeit. Nichts klappt, alle sind erfolgreicher, wohlhabender, sozial kompetenter als er. Emma (hinreißend: Kristine Kujath Thorp) hat einen sehr gewöhnlichen Namen und liegt als Hummer verkleidet in einer Badewanne, als sie Vitus kennenlernt. Die Nahaufnahmen von sommersprossigen Gesichtern, unsicheren Seitenblicken und schiefen Lächeln und die Darstellung eines Gefühls von Unzugehörigkeit und Fremdsein gegenüber dem eigenen Umfeld und, noch schlimmer, dem eigenen Leben, gelingen Regisseur Mads Mengel künstlerisch.

Die ersten Minuten ziehen in ihren Bann wie ein großer Gegenwartsroman und lassen leise lächeln über die Vorstellung, sechs Mal zwanzig Minuten in ihm verbringen zu können. „My different ways“, basierend auf der Romanvorlage „Die allerbeste Zeit meines Lebens“ des Dänen Sigurd Hartkorn Plaetner, ist eine Buchadaption, wie sie sein soll: Bilder einer großen Liebe mit unsicherem Ende gehen nahe, ohne sich aufzudrängen oder die eigenen leisen Fragen an die Figuren nur kurz in den Mund zu nehmen und dann gekaut wieder auszuspucken.

Die Fragen, die gestellt werden, funktionieren überall und für jeden: Wann ist es Liebe? Wer ist Familie? Sind Hummer nun unsterblich oder nicht? „Bevor ich dich kannte, hatte ich nur einen Freund“, sagt Vitus zu Emma.

„My different ways“ macht keine beschrifteten Kartons auf: Freundschaft wird zu Liebe und andersherum, Familie verschwimmt und setzt sich neu zusammen, Leben entsteht und Leben endet – vielleicht. Vielleicht gibt es sie aber doch, die Unsterblichkeit.

„My different ways“, 6 Folgen, in der ZDF-Mediathek

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