Separatismus in Thailand: Ein Schritt auf dem Weg zum Frieden

Im muslimischen Süden Thailands tobt ein blutiger Konflikt. Jetzt sitzen Vertreter der Regierung und muslimische Separatisten erstmals an einem Tisch.

Sicherheitskräfte inspizieren einen Ort in der Provinz Narathiwat, wo bei einem Anschlag am Donnerstag drei Menschen getötet wurden. Bild: reuters

BANGKOK taz | Mit einem schnellen Durchbruch rechnete niemand, der Weg zum Frieden bleibt lang. Aber immerhin galt es als Fortschritt, dass sich Vertreter von Thailands Regierung und muslimische Rebellen auf Vermittlung Malaysias offiziell an einen Tisch setzten, um einen Ausweg aus einem der blutigsten Konflikte Südostasiens zu finden.

In Kuala Lumpur traf sich Paradorn Pattannathabutr, Chef des thailändischen Nationalen Sicherheitsrates (NSC) mit führenden Köpfen der „Nationalen Revolutionären Front“ (BRN).

Von heiklen politischen Fragen lässt man erst einmal die Finger. Stattdessen wolle man, sagte Paradorn vorsichtig, Vertrauen aufbauen und versuchen, die Gewalt im Süden Thailands einzudämmen. Von der BRN hatte es zum Auftakt der Gespräche keine Stellungnahme gegeben. Wobei es hieß, die Rebellen hätten Bangkok zuvor aufgefordert, die im Süden stationierten Truppen abzuziehen und die Region zu einer Sonderverwaltungszone zu erklären. Thailands Medien berichteten, dass auch andere Rebellengruppen anwesend waren.

Letzteres würde Sinn machen. Denn die BRN ist zwar eine der größten und ältesten Rebellenorganisationen, aber eben nur eine von mehreren. Manchen wird nachgesagt, sie kämpften für Autonomie, andere sind nur in kriminelle Machenschaften verstrickt.

NSC-Chef Paradorn erklärte, er wisse sehr wohl, dass die BRN nur eine von mehreren Kräften sei, glaube allerdings, diese könne maßgeblich helfen, die von Militanten vor Ort verübte Gewalt zu verringern. Das aber brauche Zeit.

Diffuses Netzwerk

Kritiker hingegen erklären, es sei strittig, inwieweit die BRN als Angehörige der zerstrittenen "alten Garde" die Kontrolle über die neue Generation militanter Kämpfer in Thailands muslimischem Süden hat, die sich „Juwae“ nennen und teils vom Nachbarland Malaysia aus operieren. Diese junge Generation besteht aus einem diffusen Netzwerk, das Entscheidungen auf lokaler Ebene trifft und nach Attentaten sofort abtaucht.

So wurden nur wenige Stunden vor Beginn der Friedensgespräche drei Mitglieder einer Lokalmiliz durch eine Bombe getötet. „Zwar wird der BRN-Coordinate nachgesagt, die besten Verbindungen zu den Juwae zu haben“, sagte Don Pathan von der Bürgerrechtsgruppe „Patani Forum“ der taz. Doch eine klare Kommandostruktur, wie es sie anderswo zwischen politischer Organisation und militärischem Flügel gebe, sei hier nicht vorhanden. Im Klartext: Von der „alten Garde“ nehmen die jungen Militanten keine Befehle entgegen.

Daher ist es kaum vorstellbar, dass diese eine durch Verhandlungen erzielte Vereinbarung akzeptieren werden. Andererseits machten auch Thailands Militär und politische Hardliner keinen Hehl daraus, dass sie sich mit der Idee offizieller Verhandlungen mit den Rebellen nicht anfreunden mögen. Man verleihe den Aufständischen, die man durchweg als Kriminelle ansieht, dadurch Legitimität.

Die Provinzen Yala, Pattani und Narathiwat, bewohnt von mehrheitlich moderaten Muslimen, waren bereits in der Vergangenheit Schauplatz separatistischer Bestrebungen. Anfang 2004 brach nach dem Überfall von Rebellen auf ein Armeecamp eine neue Welle der Gewalt in der Region los, über die zuerst das Kriegsrecht und später Notstandsgesetze verhängt wurden. Seitdem starben mindestens 5.300 Menschen, sowohl Buddhisten als auch Muslime.

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