Senatsmaßnahmen gegen die Pandemie: Mit Ruhe gegen Corona
Berlins Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD) rät auch Geimpften zu freiwilligem Kontaktverzicht. Gaststätten sollen aber offen bleiben.
Einem Aufruf von Niedersachsens Ministerpräsident Stefan Weil zu Kontaktbeschränkungen auch für Geimpfte mochte sie sich am Dienstag nicht anschließen: Sie rief stattdessen dazu auf, freiwillig auf Kontakte zu verzichten und die Zeit zwischen Weihnachten und Neujahr „zur Entschleunigung“ zu nutzen.
Die 7-Tage-Inzidenz, die Zahl der Neuinfizierten pro 100.000 Einwohner binnen sieben Tagen, betrug am Dienstag 336 statt 371 neun Tage zuvor. In Brandenburg hingegen, das wie Sachsen die epidemiologische Notlage feststellen will, liegt die Inzidenz mit 636 fast doppelt so hoch. Die gesunkenen Zahlen führte Kalayci auf intensive Booster-Impfungen und die in Berlin früh eingeführte 2G- und 2Gplus-Regel zurück.
Dass der Berliner Wert nun unter die Schwelle von 350 gesunken ist, auf die sich die Ministerpräsidentenkonferenz vergangene Woche als Grenzwert einigten, wird nicht dazu führen, dass in Berlin nun doch weiter getanzt werden darf. Das sei nur der Mindestwert, „ein Bundesland kann immer schärfer reingehen“, sagte Senatssprecherin Melanie Reinsch. Clubs und Bars müssen nicht komplett schließen, sondern können gastronomische Angebote machen – verboten ist allein das Tanzen.
Bei Boosterimpfung bundesweit vorn
Bei den Gaststätten und Restaurants sah Senatorin Kalayci „noch zwei Eskalationsstufen“, bevor es zu einer Schließung kommen könnte: zum einen größeren Abstand zwischen den Tischen, zum anderen ein tagesaktuelles negatives Testergebnis auch von Geimpften und Genesenen.
Bei den Boosterimpfungen ist Berlin laut Kalayci bundesweit an der Spitze: Von den über 60-Jährigen seien aktuell 46 Prozent dreimal geimpft. Etwas rückläufig sind die Zahlen der Corona-Todesfälle, ansteigend hingegen ist die Auslastung der Intensivstationen mit Corona-Patienten, die am Dienstag 22 Prozent betrug. Absolut sind das Kalayci zufolge 230 Menschen, doppelt so viele, wie vor zwei Wochen. Drei Viertel davon seien ungeimpft.
Neben den Vorbereitungen für Kinderimpfungen kündigte Kalayci auch weitere große Impf-Standorte an: Zum einen nannte sie das Einkaufszentrum Spandau-Arcaden, zum anderen lässt ihre Verwaltung gerade prüfen, wie sich eine Halle am Estrel-Hotel in Neukölln nutzen lässt.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Machtkämpfe in Seoul
Südkoreas Präsident ruft Kriegsrecht aus
Nikotinbeutel Snus
Wie ein Pflaster – aber mit Style
Israel, Nan Goldin und die Linke
Politische Spiritualität?
Ineffizienter Sozialstaat
Geteilte Zuständigkeiten
Gesetzentwurf aus dem Justizministerium
Fußfessel für prügelnde Männer
Europarat beschließt neuen Schutzstatus
Harte Zeiten für den Wolf