piwik no script img

Senatorin Kolat kritisiert ArbeitsagenturFalsche Konzepte für Arbeitslose

Die Maßnahmen des Bundes wirken aus Sicht der SPD-Politikerin nicht nachhaltig. Sie hält dem ihr Projekt Jobcoaching entgegen.

Sie kritisiert die Bundesagentur für Arbeit: Berlins Arbeitssenatorin Dilek Kolat (SPD) Foto: dpa

Langzeitarbeitslose habe in Berlin eine größere Chance als im Bundesdurchschnitt, wieder in einen nicht vom Staat subventionierten Job zu kommen, in den sogenannten ersten Arbeitsmarkt. Das geht aus Zahlen hervor, die Arbeitssenatorin Dilek Kolat (SPD) am Dienstag nach der Senatssitzung vorstellte. Entscheidenden Anteil hat daran das „Jobcoaching“, ein besonderes Trainingsprogramm, mit dem Berlin seit 2012 Maßnahmen der Bundesagentur für Arbeit ergänzt.

An dieser Behörde übte Kolat heftige Kritik: Die habe die falschen Konzepte und arbeite nicht nachhaltig. Kolat widersprach auch der Aussage, Berlin sei die Hauptstadt der Langzeitarbeitslosen: Bundesweit seien 37 Prozent der Arbeitslosen über ein Jahr ohne Stelle, in Berlin 31.

Beim Jobcoaching geht es darum zu verhindern, dass eine Hilfsmaßnahme für Langzeitarbeitslose – etwa als Stadtteilmutter, Begleitservice in Bus und Bahn oder als Hausmeisterassistent – verpufft, sobald sie ausläuft. Nur 8 Prozent schaffen es auf diesem Weg zurück in einen festen Job. Bei Kolats Projekt, bei dem jährlich 220 Trainer rund 9.000 Arbeitslose betreuen, liegt der Anteil hingegen bei 17 Prozent.

Dabei geht es anfangs gar nicht darum, parallel neue Fähigkeiten zu vermitteln, sondern Hindernisse aus dem Weg zu räumen, die bislang einem Job im Weg standen – etwa Drogenabhängigkeit oder Obdachlosigkeit. Das ist aus Kolats Sicht nicht mit auf ein halbes oder auf ein Jahr angelegten Programmen zu schaffen. Sie sprach am Dienstag von fünf Jahren. „Für Langzeitarbeitslose müssen wir uns Zeit nehmen.“

Laut Kolat haben SPD, Linkspartei und Grüne in den laufenden Koalitionsverhandlungen bereits beschlossen, das jährlich zwölf Millionen Euro kostende Coaching-Programm weiterzuführen. Lob für das Projekt bekommt Kolat auch von der bisherigen Oppositionspolitikerin und Sozialexpertin Elke Breitenbach von der Linkspartei. Sie sagte der taz allerdings, dass wie hinter allen Vorhaben der mutmaßlichen rot-rot-grünen Regierung auch hinter diesem der sogenannte Finanzierungsvorbehalt steht – man will es gern machen, weiß aber noch nicht, ob das Geld dafür reicht.

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

0 Kommentare