Senat: Ein männlich geprägter Koalitionär
Mit BER-Aussitzern wie Klaus Wowereit hat die CDU kein Problem. Wohl aber mit einer der wenigen Frauen in der Regierung.
G randios ist Sybille von Obernitz’ Bilanz als Wirtschaftssenatorin sicher nicht. Dennoch ist ihr Abgang jetzt weniger ein Ausdruck von Unfähigkeit der Quereinsteigerin in die Politik als vielmehr ein Beweis dafür, dass sich Klaus Wowereit (SPD) mit der CDU einen so männlich geprägten wie drögen Koalitionspartner mit ultradünner Personaldecke ausgesucht hat.
Vier Frauen befinden sich unter den 38 Abgeordneten der CDU im Landesparlament. Kein Wunder, dass Frank Henkel dort kaum eine überzeugende neue Wirtschaftssenatorin findet. Auch jeder externen Kandidatin wird bewusst sein: Der Job macht keinen Spaß in diesem Männerzirkus.
Platzhirsche der Wirtschaft
Denn wie die Platzhirsche der Berliner Wirtschaft jede Frau wegbeißen, die sich mit ihnen anlegt, hat der Fall von Obernitz gezeigt: Was bei Männern „durchsetzungsstark“ heißt, wird bei Frauen zu „beratungsresistent“.
Von Obernitz nämlich hatte durchaus beherzt agiert: Sie fusionierte die beiden Wirtschaftsförderungsinstitutionen Berlin Partner und TSB und realisierte damit einen lang gehegten Wunsch der IHK. Richtigerweise wollte sie auch das dubiose Messe-Ausschreibungsverfahren neu aufrollen – und beging dabei einen Fehler. Wie schwerwiegend der tatsächlich war, das interessiert jetzt niemanden mehr.
Wie man weitaus schwerwiegendere Fehler aussitzt, zeigen derzeit Klaus Wowereit und Flughafen-Chef Rainer Schwarz beim BER-Debakel. Flughafenaufsichtsrat Frank Henkel hat dazu noch nichts gesagt. Aber weil er so männlich solidarisch stillhält, ist seine Partei ja auch in der Regierung.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Israelische Drohnen in Gaza
Testlabor des Grauens
Politikwissenschaftlerin über Ukraine
„Land gegen Frieden funktioniert nicht“
Proteste bei Nan Goldin
Logiken des Boykotts
Bündnis Sahra Wagenknecht
Ein Bestsellerautor will in den Bundestag
Bundeskongress der Jusos
Was Scholz von Esken lernen kann
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste