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Senat spart Clubs und Treffs wegWeniger Platz für die Jugend

Altonaer Geheimpapier sieht Schließung von vier Jugendklubs und zwei Mädchentreffs vor. Harburg will alle Spielhäuser und einen Bauspielplatz schließen.

Bedrohte Spezies: Bauspielplatz. Bild: dpa

Die für 2013 geplanten Kürzungen bei der offenen Kinder- und Jugendarbeit werden konkret. Der taz liegen Papiere aus Altona und Harburg vor, aus denen hervorgeht, welche Einrichtungen wegen der zehn-Prozent-Kürzung des SPD-Senates bluten sollen. Da Kündigungen zeitig ausgesprochen werden müssen, stehen in allen Bezirken bis zum Sommer Entscheidungen an.

Das Bezirksamt Altona wollte sich zu dem Papier nicht äußern, weil es „nicht-öffentlich“ sei, so eine Sprecherin. Würde es eins zu eins umgesetzt, müssten allein vier Treffs für Jugendliche und zwei Mädchentreffs schließen. Das Personal würde teilweise in andere Häuser verlagert.

„Standortoptimierung“ wird dieser Vorgang umschrieben. Das Personal des Mädchentreffs in Osdorf etwa soll ins dortige Haus der Jugend wechseln und 13.288 Euro Miete sparen. Ebenso ergeht es dem Mädchentreff in Lurup. Er soll dem Jugendtreff Netzestraße angegliedert werden. Das spart 11.000 Euro.

Die Umsteuerung

In Hamburg gibt es rund 250 Einrichtungen der offenen Kinder und Jugendarbeit. Sie werden von rund 30.000 Menschen regelmäßig besucht.

Laut Haushaltsentwurf 2013 sollen die Zuwendungen an die Bezirke um 10 Prozent von 33,6 auf 30,1 Prozent gesenkt werden. Da viele Angebote nur ein bis zwei Stellen haben, sind etliche in ihrer Existenz bedroht.

Neu ist ein Etat von 12 Millionen Euro für Sozialräumliche Hilfen und Angebote (SHA). Der Senat bietet bedrohten Projekten an, sich darum zu bewerben. Sie müssten aber eine verbindliche Zahl an Fällen bearbeiten, die schriftlich dokumentiert werden.

Nach dem gleichen Prinzip fielen auch das Jugend-Café Bahrenfeld und Jugend-Café Altona-Altstadt als eigene Treffpunkte weg. Das Personal würde teilweise eingespart, teilweise an andere Orte verlagert.

Auch in Altona-Nord würde ein Jugendtreff geschlossen und dessen zwei halbe Stellen ans Jugend-Café Kieler Straße verlagert. Sparpotenzial: 13.400 Euro. In Iserbrook würde die Förderung des kirchlichen Jugendklubs eingestellt. Und der Jugendsozialarbeit der Motte würde die dritte Stelle gestrichen, weil Ottensen keine „Benachteiligungsmerkmale“ mehr habe.

Auch die offenen Angebote für Kinder sollen reduziert werden. Betroffen sind die Erlebnispädagogik am Haus Drei, der Abenteuerspielplatz Hexenberg und Bauspielplatz Schanzenviertel. Auch der Altonaer Fabrik und dem Osdorfer Kindermuseum würde Geld gestrichen.

Ein ähnliches Papier hat das Jugendamt Harburg vorgelegt. Dort werden mit Blick auf die geplante „Ganztägige Bildung und Betreuung“ (GBS) an Grundschulen alle fünf Spielhäuser infrage gestellt, sowie der Kindertreff Heimfeld und der Bauspielplatz am Phönix Viertel. Zur Disposition stehen auch dort Mittel für die Mädchenarbeit sowie offene Freizeitangebote. Insgesamt kommt das dortige Jugendamt auf eine Sparsumme von über 700.000 Euro, das Doppelte der vom Senat geforderten Summe.

Die Kürzungen sind am Dienstag Thema einer Anhörung im Familienausschuss. Die SPD-Fraktion hat pünktlich zu diesem Termin etwas Geld locker gemacht. Weil der GBS-Ausbau sich zeitlich streckt und die damit verbundenen Mittel teilweise erst zum Schuljahr 2013/14 bereit stehen, soll nun ein „Umsteuerungsfonds“ von rund einer Million Euro den Übergang erleichtern. „Offene Kinder- und Jugendarbeit wird weiter gebraucht“, sagt Jugendpolitikerin Melanie Leonhard. Sie werde künftig im Rahmen des Ausbaus von Ganztagsgrundschulen und sozialräumlichen Angeboten „auch dort stattfinden, wo es nicht draufsteht“.

Die GAL-Politikerin Christiane Blömeke widerspricht. „Die Listen geben einen ersten grausamen Einblick in die Auswirkungen der Sparpolitik von SPD-Sozialsenator Detlef Scheele.“ Anders als vom Senat dargestellt sei es vielen Einrichtungen nicht möglich, sich über dem 12-Millionen-Topf der neuen Sozialräumlichen Hilfen und Angebote zu retten.

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4 Kommentare

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  • KS
    Klaus Schäfer

    na, jetzt haben hoffentlich auch die letzten begriffen, dass wir es seit den 90ern längst mit einer "neoliberalisierten" spd zu tun haben, die längst unwählbar geworden ist ... lafontaine hatte recht mit seinem rückzug damals ... und offensichtlich erheblichen weitblick ... allen medienkampagnen zum trotz!

  • GM
    Georg Marien

    Das gesparte Geld kann die SPD dann ja für die Polizeieinsätze ausgeben, mit denen man seit einigen Wochen die Jugendlichen schikaniert, die am Wochenende an der Binnenalster sitzen. Auswärtige Freunde von mir fragten neulich schon, ob es sich um eine Demonstration handeln würde, weil gleich drei Mannschaftswagen vor Ort waren, um einige Kids mit Migrationshintergrund zu bewachen.

  • HH
    Hergen Hillen

    Es ist mal wieder bemerkenswert! Die SPD setzt die Sparmaßnahmen durch, vor denen die CDU letztlich immer eingeknickt ist. Wenn es die SPD macht, gehen die Leute wengistens nicht auf die Straße, die Mönckebergstraße bleibt am Samstagmittag von Demonstrationen verschont.

    Die Schließung von Jugendclubs, Mädchentreffs, Spielhäusern und Bauspielplätzen macht den Wandel in der Sozial- und Bildungspolitik deutlich: Kinder und Jugendliche unterliegen mehr denn je dem Zwang der Bildung. Wer sich nachmittags auf dem Spielplatz rumtreibt und sich Zeit für Muße nimmt, der den Kampf um soziale Anerkennung schon verloren. Das ist die Botschaft dieser Sparbeschlüsse, denn wenn die Behörde könnte, würde sie noch mehr Einrichtungen schließen. Es geht um Disziplinierung, soziale Kontrolle, die Verwertung von Arbeitskraft und deren Domestizierung für den Arbeitsmarkt. In diesem Leistungsgefüge hat das freie Leben der Kindheit keinen Platz mehr. Schon jetzt haben viele Fünftklässler eine 40-Stunden-Woche. So lange arbeiten viele Beamte in der Schulbehörde nicht, die diese überdimensionierten Bildungsmaßnahmen veranlassen. Aber spätestens dann, wenn die Verheißungen der Bildung mit zweiter und dritter Fremdsprache, Ritalinspritzen, Zentralabitur, Zehn-Finger-Schreiben, Schulevaluation und PISA-Test, höchster Lese- und Sozialkompetenz nicht zu sozialem Aufstieg und guten Verdienstmöglichkeiten führen, wenn sich 25-jährige Hochschulabsolventen trotz excellenter Bildung von einem schlecht oder gar nicht bezahlten Praktikum zum nächsten hangeln müssen, dann sind Jugendrevolten vorprogrammiert. Dann hat sich die ganze Schinderei nämlich nicht gelohnt. Dann hätte man seine Nachmittage besser auf dem Spielplatz verbracht und die Eltern hätten besser nicht SPD gewählt.

  • Q
    quer-ulantin

    Millionen und Abermillionen für die Elbphilharmonie, die unentbehrlich zu sein scheint.

    Geldverschwendung an allen Ecken und Enden - nur für Kinder, die keinen Platz mehr auf der Straße haben, weil die ganzen stinkenden Blechkisten das Spielen draussen unmöglich machen und für Jugendliche, die Treffpunkte brauchen, ist kein Geld da!?

     

    Macht nur so weiter - irgendwann werdet ihr die Früchte ernten!