: Selbst-Hinrichtung
■ Wegner verläßt freiwillig Statt Partei / Bald Chef der „Bürger für Hamburg“?
Ein letztes Mal stand Markus Wegner gestern im Rampenlicht der Medien. Seinem formalen Rausschmiß aus der Statt Partei, der gestern abend auf der Sitzung des Landesvorstands beschlossen werde sollte, kam er ein paar Stunden zuvor: Er erklärte am Nachmittag selbst seinen Austritt.
Auf das angedrohte „juristische Hickhack“ wolle er nun doch verzichten, so der einstige Gründer der Querulanten-Bewegung. In einem „undemokratischen und willkürlichen Verfahren“ habe man ihn rausgekickt; die Basis hatte am Wochenende für ein Parteiausschlußverfahren gegen Wegner und seinen Intimus Klaus Scheelhaase votiert.
„Politisches Mobbing“ sei das, was seine Statt-Widersacher mangels eigenen Charakters veranstaltet hätten. Nach Wegnerscher Lesart ist damit auch klar, daß Statt „kein Profil“ und „keinen Willen zu Veränderungen“ in der Stadt habe. Und das reiche ihm und der Wählerschaft eben nicht. Der Fünfer-Gruppe um Reichert sei „die Kooperation mit der SPD näher als das eigene Hemd“.
Sein einziger Fehler: Er habe geglaubt, „daß der kleine Rebell Markus Wegner in der großen Räuberhöhle überleben kann“, so Wegner voller Selbstmitleid. „Daß ich bereit gewesen wäre, mein Mandat aufzugeben, um Justizsenator zu werden – darüber wurde gar nicht mehr geredet“, weinte er in die Mikros. Jetzt will er sein Bürgerschaftsmandat behalten und mit Scheelhaase – der nicht austritt, sondern mit allen juristischen Mitteln gegen den Ausschluß vorgehen will – „zu einer Gruppe anwachsen“.
Die Gefahr seine politischer Auftritte ist allerdings noch nicht gebannt: Seine AnhängerInnen wollen der Statt Partei den Rücken kehren und einen eigenen Nörgel-Club gründen. Die neue Protest-Protest-Partei soll „Bürger für Hamburg“ heißen. Und da wird Wegner sich bestimmt nicht lange bitten lassen. Silke Mertins
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