: Seit 30 Jahren aufm Ostermarsch
■ Mehr als 200.000 Menschen gegen Nachrüstung von Kurzstreckenwaffen und Tieffliegerei
Hamburg (dpa) - 30 Jahre Ostermärsche - zum alljährlichen Politausflug machten sich in diesem Jahr nach Schätzung der Veranstalter 200.000 Menschen in allen Teilen der Republik für die Beseitigung aller Atomwaffen auf die Socken. Neben vielfältigen Aktionen in über 300 Städten und Gemeinden kam es während der vier Osterfeiertage zu Kundgebungen mit Tausenden von Teilnehmern in Hamburg, Hannover, Köln, Dortmund, Frankfurt, Kaiserslautern, Heilbronn, Nürnberg, München und im Dreyeckland bei Basel/Lörrach. Die zentrale Informationsstelle der Friedensbewegung in Frankfurt zeigte sich von der großen Zahl der Teilnehmer zum 30.Jahrestag der Ostermarschbewegung überrascht. Auf den Kundgebungen forderten die Redner insbesondere den Verzicht auf eine Nachrüstung der Kurzstreckenwaffen. Das INF–Abkommen zur Vernichtung der Mittelstreckenraketen dürfe nicht unterlaufen werden. Vor allem Vertreter der Gewerkschaften im Ruhrgebiet verlangten eine Senkung der Rüstungsausgaben zugunsten der Fortsetzung Seite 2 Sicherung von Arbeitsplätzen. Andere wiesen darauf hin, daß jährlich weltweit 1.300 Milliarden Mark für Rüstung ausgegeben werden, pro Jahr aber 15 Millionen Kinder unter fünf Jahren an Hunger sterben. Auf der Abschlußkundgebung in Frankfurt plädierte der Schriftsteller Robert Jungk für einen Frieden im Nahen Osten. Vertreter der französischen Friedensbewegung wandten sich gegen eine Militarisierung der deutsch–französischen Freundschaft. Die Demonstranten waren zum Teil bereits am Karfreitag zu den Ostermärschen und Fahrradstaffetten aufgebrochen. Den Auftakt bildete vielfach Friedensgottesdienste. Viele Eltern hatten ihre Kinder mitgenommen. Ziel der Sternmärsche waren meist örtliche Militärstandorte, aber auch Rüstungsbetriebe. Erstmals seit Jahren wurde wieder am US–Militärflughafen in Frankfurt protestiert. Die Abstürze der beiden Kampfflugzeuge in der Nähe der Atommeiler Ohu und Philippsburg in der Karwoche machten auch die Gefahr durch Atomkraftwerke und Tiefflieger in Friedenszeiten zum aktuellen Thema der Ostermarschierer.
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