Seenotrettung im Mittelmeer: Zwei Rettungsschiffe suchen Hafen
An Bord der „Sea Eye 4“ und der „Ocean Viking“ befinden sich über 1.000 Menschen. Dennoch will derzeit kein Hafen die Geretteten aufnehmen.
Das private Rettungsschiff hatte die bis zu 850 Geflüchteten und Migranten seit Dienstag bei sieben Einsätzen im Mittelmeer gerettet. Allein in der Nacht zu Donnerstag nahm die „Sea Eye 4“ bei einem gemeinsamen Einsatz mit der „Rise Above“ des Dresdner Vereins Mission Lifeline etwa 400 Menschen an Bord. Unter den Überlebenden seien mehr als 200 Kinder, sagte Isler.
Ausgelegt ist die „Sea Eye 4“ für etwa 200 Menschen. Die größte Sorge an Bord sei, dass es nicht genug Decken gebe und die Lebensmittelvorräte knapp werden, sagte Isler. Für die Überlebenden müsse „sofort die Ausnahmesituation an Bord beendet werden“. Aufgrund der Enge und der Dunkelheit unter Deck seien mehrere Personen kollabiert.
Neben der „Sea Eye 4“ wartet auch das von der Organisation SOS Méditerranée betriebene Schiff „Ocean Viking“ mit 313 Geretteten auf die Zuweisung eines Hafens. Die maltesischen Behörden haben der Crew am Freitag eine Absage erteilt, wie SOS-Méditerranée-Sprecherin Barbara Hohl dem epd mitteilte. „Wir befinden uns also leider in der üblichen Lage: Nach Rettungen müssen wir viel zu lang warten, bis wir endlich einen Hafen zugewiesen bekommen.“
Die Überlebenden seien sowohl körperlich als auch psychisch in keinem guten Zustand. Die Gesamtlage sei brenzlig, sagte Hohl. Die EU-Länder müssten zeitnahe und konkrete Zusagen für die Aufnahme von Menschen machen. Unter den Überlebenden sind nach Angaben von SOS Méditerranée 89 Kinder und Jugendliche. Das Seenotrettungsbündnis Seebrücke forderte ebenfalls einen Hafen für die beiden Schiffe.
Die Überfahrt über das Mittelmeer gehört zu den gefährlichsten Fluchtrouten der Welt. Laut der Internationalen Organisation für Migration (IOM) sind in diesem Jahr bislang mindestens 1.559 Menschen bei der Überfahrt ums Leben gekommen oder werden vermisst. Die Dunkelziffer könnte weit höher liegen.
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