Seenotrettung auf dem Mittelmeer: Italien sieht Berlin in der Pflicht

Die Organisation Sea-Eye hat am Montag 150 Menschen aus Seenot gerettet. Nun suchen sie einen sicheren Hafen.

Das Seenotrettungsschiff "Alan Kurdi" auf See

„Alan Kurdi“ auf See Foto: Fabian Heinz/Sea-Eye/dpa

BERLIN/ROM dpa | Italien sieht sich in der Corona-Krise nicht mehr als sicheren Hafen für Migranten und fordert Deutschland zum Handeln beim Rettungsschiff „Alan Kurdi“ auf. Die Bundesregierung sei für das unter deutscher Flagge fahrende Schiff der Hilfsorganisation Sea-Eye verantwortlich, das am Montag 150 Migranten vor Libyen aufgenommen hatte, teilte das Verkehrsministerium am Mittwoch in Rom mit.

Man sei sicher, dass Deutschland dieser Verpflichtung nachkomme. Die italienische Regierung sei „gemäß der Prinzipien der Solidarität und Brüderlichkeit“ zur Kooperation bereit.

Italien argumentiert, dass man in der aktuellen Gesundheitskrise die sanitäre Versorgung der Migranten nicht garantieren könne. Die „Alan Kurdi“ sei derzeit in der Nähe der italienischen Insel Lampedusa, sagte Sprecher Gorden Isler der Deutschen Presse-Agentur. „Klar ist, dass unsere Möglichkeiten sehr limitiert sind und wir in wenigen Tagen eine Lösung brauchen.“

Malta-Vereinbarung ist derzeit ausgesetzt

Die Bundesregierung hat nach Angaben des Innenministeriums in Berlin bereits Ende März von der italienischen Regierung die Information erhalten, dass private Rettungsschiffe aufgrund der Corona-Pandemie derzeit keine italienischen Häfen mehr anlaufen könnten. Die gleiche Warnung sei dann auch aus Malta gekommen und vergangene Woche an die Rettungsorganisationen weitergeleitet worden, sagte der Sprecher des Bundesinnenministeriums, Steve Alter. Bei dem Fall der „Alan Kurdi“ bemühe sich die Bundesregierung in Abstimmung mit allen Beteiligten, das Problem zu lösen.

Die sogenannte Malta-Vereinbarung ist aktuell wegen der Corona-Krise ausgesetzt. Darin hatten sich Länder wie Deutschland bereit erklärt, einen Teil von Migranten von Rettungsschiffen aufzunehmen, die zum Beispiel in Italien ankommen. Italien hat in der Coronakrise mehr als 17 000 Tote verzeichnet, im gesamten Land gelten seit Wochen strenge Ausgangssperren.

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