Scientology im Kino: Yes, Sir. No, Sir.
„After Earth“, ein neuer Science-Fiction-Film mit Will Smith, wirbt für Scientology. Warum man sich trotzdem nicht sorgen muss.

Stellen Sie sich vor, wir schreiben das Jahr 3013. Die Erde ist noch einmal viel, viel unbewohnbarer als im vermaledeiten Sintflutfrühjahr 2013. Die Menschen haben sich auf einen Planeten namens Nova Prime zurückgezogen. Sie haben viele Fortschritte gemacht, wo es um digitale Technologien der Kommunikation, der Sichtbarmachung und der Datenerfassung geht; die Helden tragen zum Beispiel Smartsuits, die tolle Sachen können: skypen, Herzfrequenz messen, in der Nähe herumtollende Paviane erkennen.
Rückschritte gibt es aber auch: Wo es um das Sozialverhalten geht, fühlt man sich an Zeiten erinnert, in denen militärische Strenge noch in den hintersten Winkel der Familie vordrang. 3013 herrschen Umgangsformen wie in einer Kadettenanstalt des Jahres 1913.
Die sind die Voraussetzungen für den neuen Film von M. Night Shyamalan, „After Earth“. Die Hauptrollen spielen Will Smith und dessen 14 Jahre alter Sohn Jaden, Smith Senior hat auch die Geschichte entwickelt. Ins Gerede ist „After Earth“ nun gekommen, weil ein ehemaliger Angehöriger von Scientology, Marc Headly, im Branchenblatt Hollywood Reporter schlüssig nachweist, wie der Film Ideologeme, Motive und Devisen aus der Welt von Scientology verwendet.
Sympathien und Spenden
Das Bild des jungen Jaden Smith vor einem Vulkan, schreibt Headly, erinnere nicht zufällig an das Cover von L. Ron Hubbards Fibel „Dianetics“, und die im Film ad nauseam wiederholte Parole, Angst sei etwas, was man qua Willensentscheidung überwinden könne, gehöre zum Psychoprogramm von Scientology – wie insgesamt die Panzerung gegen Gefühle, die der Film feiere. Will Smith ist zwar kein Mitglied der Sekte, hegt aber Sympathien, denen er unter anderem durch Spenden Ausdruck verleiht.
Das ist sicherlich alles richtig. Sorgen muss man sich trotzdem nicht machen. Denn Smith und Shyamalan schmuggeln in „After Earth“ keine Botschaften, die alsdann im Verborgenen wirken könnten; sie setzen den Mindfuck vielmehr so offenkundig in Szene, dass ihr Film jede Attraktivität verliert.
Man möchte die Ohren schon nach siebeneinhalb Minuten schließen, weil der „Yes, Sir“-Sound gewaltig nervt, und die Mischung aus esoterischen Floskeln und Autoritarismus macht die Sache nicht besser. Zumal die Computeranimation nur rachitische Raubkatzen hinbekommt und das Monster namens Ursa seiner Rotznase wegen wirklich unansehnlich ist. „After Earth“ macht es einem leicht, „No, Sir“ zu sagen.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Macrons Krisengipfel
Und Trump lacht sich eins
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
USA und Russland besetzen ihre Botschaften wieder regulär
Maßnahmenkatalog vor der Bundestagswahl
Grünen-Spitze will „Bildungswende“
Frieden in der Ukraine
Europa ist falsch aufgestellt
Die Neuen in der Linkspartei
Jung, links und entschlossen
Gentrifizierung in Großstädten
Meckern auf hohem Niveau