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Schwimmen in BerlinGeduld, Freibadlustige

Am bisher heißesten Tag im Jahr bleiben viele Freibäder geschlossen. Grund sind schwerfällige Strukturen der Bäderbetriebe.

Im Prinzenbad in Berlin-Kreuzberg. Foto: DPA

Sonne satt. Der Himmel über Berlin in strahlendem Blau, wie ein Synonym für Freibadwetter. Vor den Toren des Sommerbads Neukölln traf man dann ein kleines Häufchen anderer Freibadlustiger, die doch einigermaßen irritiert auf die Tür zum Bad schauten. Sie war verschlossen und blieb es auch – trotz ­hochsommerlicher Stimmungslage.

Dass die auch wirklich angekommen ist in der Stadt, durfte man wenige Fahrradminuten weiter im Prinzenbad erfahren. Lange Schlangen bis runter zur Straße harrten auf den Einlass ins Kreuzberger Sommerbad. Auf dicht belegten Liegeflächen musste man erst mal nach einem freien Platz suchen. Im Wasser fand sich fast keiner mehr. Und wann denn das Sommerbad Neukölln aufmachen wird in diesem Jahr, da­rauf fand das Badepersonal keine Antwort.

Rettungsschwimmer gesucht

In den vergangenen Jahren ist die Zahl der Mitarbeiter in den Berliner Bäderbetrieben kontinuierlich zurückgegangen. Beschäftigte das öffentliche Unternehmen 2014 noch 776 Mitarbeiter, so sank die Zahl 2016 nach eigenen Angaben auf 739. Für die Sommersaison fehlen aktuell fünf bis acht Rettungsschwimmer, sagte Bädersprecher Matthias Oloew.

Der Betrieb suche nun händeringend qualifiziertes Personal. Bewerben können sich Interessenten ab 18 Jahren, die das Deutsche Rettungsschwimmerabzeichen in Silber vorweisen können und über gute deutsche Sprachkenntnisse verfügen. (dpa)

Acht von 17 Freibädern geschlossen

Wochenenden wie das vergangene lassen die Kassen der Berliner Freibäder klingeln – wenn sie denn geöffnet sind. Neben dem Sommerbad Neukölln blieben 8 weitere der 17 Freibäder, die die Berliner Bäder-Betriebe selbst verwalten, verschlossen.

Wer doch schwimmen wollte, musste sich eben in jene Warteschlange reihen oder drängte sich in die überfüllte S-Bahn in Richtung Strandbad.

Den Unmut über geschlossene Bäder versteht Matthias Oloew, Sprecher der Berliner Bäder-Betriebe, nicht. Wer ins Freibad wollte, sei reingekommen. „Bei den geöffneten Bädern hatten wir zu keiner Zeit Einlassstopp, es wäre noch Platz für viel mehr Besucher gewesen“, erklärt Oloew. Wer aber bei 32 Grad ungern im Gedränge schwitzt, hatte am Sonntag mancherorts erst einmal Pech.

„Es ist ja nicht so, dass wir einfach Wasser ins Becken lassen und dann aufmachen können“, entschuldigt der Bäder-Sprecher. Bis man ins kalte Wasser springen oder rutschen könne, brauche es neben Reinigungsarbeiten und Wasserproben allerhand Vorbereitungen. Im Sommerbad Neukölln zum Beispiel werkele man noch an der Ausbesserung der Winterschäden. Ab 3. Juni soll sich hier die Einlassschranke drehen.

Langfristige Dienstpläne

Den Mangel an Spontaneität der Berliner Bäder erklärt Oloew außerdem mit dem Umstand, dass ArbeiterInnen im öffentlichen Dienst ihre Einsatzzeiten sechs Wochen vorher mitgeteilt werden müssten. Dazu komme, dass es dieses Jahr zum ersten Mal eine Woche Pfingstferien gebe. „Da wollen wir alle Kapazitäten zur Verfügung stellen. Darum haben wir den Mai etwas vorsichtiger geplant.“

Ein früherer Saisonbeginn bedeute zudem nicht unbedingt mehr Wirtschaftlichkeit. Mit der zurückhaltenden Planung habe man Verantwortung für die SteuerzahlerInnen übernehmen wollen – so lautet die altruistische Argumentation des Bädersprechers.

Die hätten am Wochenende bestimmt gern ihr Geld an Schwimmbadkassen und Pommesständen der Freibäder ­gelassen. Aber keine Sorge: Pünktlich zum mittleren Temperatursturz gen Wochenende werden dann bis auf das Sommerbad Staaken-West alle Berliner Bäder geöffnet sein.

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2 Kommentare

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  • schwerfaellige strukturen....kann man so nennen! im strandbad wannsee wird bis mitte juni schoen um 19 uhr das tor verschlossen, die sonne steht noch hoch oben, eigentlich ist es dort abends am schoensten, aber wehe man ist nicht schnell genug, dann wird man von der dreisten security erstmal ordentlich angeschissen und alle 5 minuten genervt. dass man bei 30 grad um 19 uhr nicht einfach mal eine stunde verlaengern kann, stehen dann eben alle mitarbeiter schon an der stechuhr. geht nicht!

  • Beim Sommerbad Neukölln haben wir alle etwas Angst dass es solange kaputt-geschlossen bleibt, bis es dann verkauft werden kann und Lofts dort hinkommen.

     

    Die Berliner Bäderbetriebe sind sowieso ein ständiges Ärgernis, im Prinzenbad schafft man es nicht einmal wenn nix los ist, dass es halbwegs sauber ist, sie sind teuer und interessieren sich auch nicht wirklich für die Schwimmer, die dort oft hingehen. Selbst im teuren München kann man länger, billiger und schöner schwimmen gehen, als in Berlin, schade das ! (Nein ich will nicht nach München, ich will wieder eine bezahlbare Jahreskarte, so wie vor dem Bankenskandal als die noch 150 DM kostete, da ertrage ich auch den Dreck. )