Schwimmbäder in Berlin: Edelstahl statt Kacheln
Das Prinzenbad ist Berlins beliebtestes Sommerbad. Nun soll das gefließte Sportbecken eine Edelstahlverkleidung bekommen. Dagegen regt sich Protest.
Türkisblau statt krematoriumsgrau! Die Fangemeinde des Kreuzberger Prinzenbades ist auf den Barrikaden. Das Sportbecken im hinteren Bereich der Anlage soll im Herbst mit Edelstahl ausgekleidet werden. Mit dem Kachelnzählen beim Bahnenziehen wäre es dann vorbei.
300 Unterschriften gegen das Vorhaben sind bereits gesammelt. Das magische Blau des Wassers verschwinde, wenn graue Edelstahlbecken eingebaut würden, heißt es in dem Protestschreiben. „Verschwunden sind damit auch alle Assoziationen an Ozeane, an Himmel, an Weite und an Unendlichkeit.“ Lyrischer kann man es wohl kaum sagen.
Auch aus Gründen des Denkmalschutzes wird der Erhalt des Status quo gefordert. Das Ensemble des Prinzenbades mit den gefliesten historischen Becken sei „ein einzigartiges Baudenkmal der Stadt“, heißt es. Der Baustadtrat von Friedrichshain-Kreuzberg Florian Schmidt (Grüne) und der Leiter des Landesdenkmalamts, Jörg Haspel, haben die Unterschriftenliste bereits bekommen. Er habe sich noch kein eigenes Bild machen können, sagte Schmidt am Montag zur taz. Da das Bad aber schon öfter umgebaut worden sei, halte er die Chancen einer Unterdenkmalstellung für nicht so groß.
Das Hauptargument der Berliner Bäder für die Metallvariante sind Kosten: Bei 7 der insgesamt 16 Sommerbäder seien bereits Edelstahlbecken eingebaut worden, weil diese im Unterschied zu Fliesen frostsicher seien. Zwischen 20.000 bis 150.000 Euro Reparaturkosten pro Sommerbad und Jahr würden so gespart, sagt Bädersprecher Matthias Oloew. Das neue Edelstahlbecken im Prinzenbad koste zwar 1,4 Millionen Euro. „Aber dafür hält es auch 30 bis 40 Jahre.“
Die Gegner sprechen von einer Milchmädchenrechnung. So viel ist klar: Der Kampf im Kreuzberger Prinzenbad hat erst begonnen. In diesem Sinne: Türkisblau statt krematoriumsgrau! Fortsetzung folgt.
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