Was den einen noch völlig normal erscheint, ist für andere voll oldschool, während die nächsten es schon wieder als neuen Hype verkaufen – aber natürlich unter einem cooleren Namen. Was eigentlich normal ist und ob zu viel Normalität vielleicht auch wieder eine Behinderung sein könnte, sind Fragen, die sich unsere Autorin in dieser Kolumne stellt – aber nicht beantwortet.
Ich dachte, es wäre erstrebenswert, ohne Kinder nur mit meinem Mann zu verreisen. Nach dem Urlaub weiß ich, welch große Herausforderung darin liegt.
Als Kind hätte ich gerne im Ausland Urlaub gemacht. Für meinen Sohn Willi wäre das schrecklich. Nun fahren wir ohne ihn, was nicht einfach ist.
Die Fußball-EM macht mir Spaß. Solange Deutschland gewinnt, wird insgesamt weniger genörgelt. Und die AfD-Äußerungen sind überraschend amüsant.
Trisomie 21 ist nichts, womit sich die Bundeswehr auskennt. Trotzdem möchte sie meinen Sohn Willi mit ihrem Talent-Scout bekannt machen.
Zu Corona ist längst nicht alles gesagt. Post-Covid- und ME/CFS-Betroffene sind keine Einzelfälle, sondern Menschen, die dringend Hilfe brauchen.
Konzerne jubeln uns mit großer Geste Preiserhöhungen unter. Oder sie überfordern uns mit Self-Service-Touchscreens. Und wir machen auch noch mit.
Den Spaß am Lernen entdeckte ich erst spät im Leben. Leider kann ich meine Tochter nicht damit anstecken. Der Fehler liegt im Schulsystem.
Gesellschaftliche Vorstellungen begünstigten die Euthanasie in der NS-Zeit. Wir müssen für ein soziales Klima sorgen, in dem jeder willkommen ist.
Unser Sohn Willi nutzt einen Sprechcomputer, mit dem er vor allem dadaistische Lyrik deklamiert. Ähnlich funktionieren Werbung und Online-Bewertungen.
Dämliche Youtube-Selbstdarsteller, Beauty-Schrott, Pöbelei und tausende Follower – tut mir leid, ich kann mich einfach nicht an Social Media gewöhnen.
Als Kind habe ich im Fernsehen Bilder vom Holocaust gesehen, die sich in mein Gehirn gebrannt haben. Wie erfährt meine Tochter von der Nazizeit?
Was genau bedeutet „angemessene Kleidung“? Wer glaubt, über Bekleidungsregeln an Schulen nachdenken zu müssen, hat keine richtigen Probleme.
Wohlstand geht nur durch Wirtschaftswachstum: Das ist eine Milchmännchenrechnung, mit der ich mich gar nicht wohl fühle. Wir sollten das System ändern.
Meine alten Eltern haben Probleme mit Anglizismen und Podcasts, ich mit Abkürzungen und Listen. Und jetzt? LMAA?
Meinen Eltern das Wochenblatt auf den Hals zu hetzen habe ich leider verpasst, es erscheint nicht mehr. Wie soll ich ihnen nun meine Zuneigung zeigen?
Ich dachte, dass wir unser Gesamtwissen durch die Googelei erweitern würden. Das Gegenteil stimmt. Wissenschaftler sprechen gar von Digitaler Amnesie.
Wer freiwillig und ohne Leidensdruck bestimmte Lebensmittel meidet, braucht dringend ein neues Hobby. Ich kann auf Selbstkasteiung gut verzichten.
Klar sollte man keine Lebensmittel wegwerfen. Aber so heilig, dass man nicht was anderes damit machen könnte, sind sie auch nicht.
Ein Großteil des Technikkrams, der helfen soll, bewirkt bei mir das Gegenteil. Hilfreich ist es dagegen, einfach mal das Handy aus der Hand zu legen.