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Schweizer Banken beklagt

■ NS-Opfer in den USA fordern die Rückgabe von 20 Milliarden Dollar

New York/Zürich (AP) – Die Schweizer Banken sind in New York von einer Überlebenden des Konzentrationslagers Auschwitz zur Zahlung von 20 Milliarden Dollar an die Nachkommen der Holocaust-Opfer verklagt worden. Die Klage stützt sich auf ein Rechtsmittel, das bereits von Folteropfern der philippinischen Marcos-Diktatur ergriffen worden war.

Die 66jährige Gizella Weisshaus, deren Eltern und sechs Geschwister im Konzentrationslager Auschwitz umgebracht worden waren, begründete ihre Klageberechtigung damit, daß ihr Vater Geld in der Schweiz angelegt habe. Ihr Anwalt, Edward Fagan, reichte die Klage am Donnerstag bei einem US-Bundesrichter im New Yorker Stadteil Brooklyn ein, wo Weisshaus lebt. Im Namen aller Opfer des Holocaust verlangt die Klägerin vom Schweizerischen Bankverein (SBV), von der Schweizerischen Bankgesellschaft (SBG) und von anderen vorerst nicht namentlich genannten Institutionen und Personen die Offenlegung, Dokumentation und Rückgabe aller in der Schweiz liegenden herrenlosen Vermögenswerte aus der Nazizeit.

Der eingeklagte Betrag von zweimal zehn Milliarden Dollar errechnet sich nach Darstellung des Anwalts wie folgt: Die während des Kriegs von Holocaust-Opfern auf Schweizer Banken deponierten Vermögenswerte würden auf rund 500 Millionen Dollar geschätzt, was nach dem heutigen Wert etwa sechs Milliarden Dollar entspreche. Hinzu kämen rund vier Milliarden Dollar an versteckten Vermögenswerten. Die zweite Forderungstranche von zehn Milliarden Dollar wird mit dem Zins- und Anlageertrag der erwähnten Gelder begründet.

Fagan sagte, es handle sich weltweit um die erste derartige Klage. Gruppen von Überlebenden des Holocausts hätten die Deutschen verklagt; gegen die Schweizer Banken sei bisher noch kein derartiger Schritt unternommen worden.

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