Schweinsteiger und München unter Druck: Journalist als "Pisser" beschimpft
Es geht um Platz drei und die lukrative Champions League. Deshalb zählt für die Bayern nur ein Sieg gegen Schalke. Doch vor dem entscheidenden Saisonendspurt hängt der Haussegen schief.
MÜNCHEN dpa | "Königsklasse" oder Europa League - im Endspurt um den so wichtigen dritten Platz in der Fußball-Bundesliga liegen beim FC Bayern München die Nerven blank. Der von Arjen Robben indirekt attackierte Kapitän Philipp Lahm will eine Aussprache mit dem Niederländer.
Gar mit einem Wutausbruch reagierte Ersatz-Spielführer Bastian Schweinsteiger zwei Tage vor dem wichtigen Heimspiel am Samstag gegen Schalke 04 auf die Medienkritik an dem vermeintlich zu braven Führungsstil im Team des deutschen Rekordmeisters. Bei der Jagd auf den Champions-League-Platz kämpfen die Bayern nicht nur gegen Hannover 96, sondern offenbar auch gegen sich selbst.
Auf der turbulenten Presserunde am Donnerstag sorgte Schweinsteiger mit einer heftigen Reaktion auf die Kritik an seinem Führungsstil für einen Eklat. "Ich bin kein Chefchen. Ich bin lange genug dabei. Jeder hört in der Kabine auf das, was ich sage", wetterte der Nationalspieler und beschimpfte einen Sportjournalisten laut Medienberichten wegen seiner Nachfragen als "Pisser" und "Arschloch". Danach verließ er mit zorniger Miene und bajuwarischen Kraftausdrücken vorübergehend die Gesprächsrund.
Lahm setzte sich mit deutlichen Worten gegen Robbens indirekte Kritik zur Wehr. "Klar geht das auch gegen meine Person", sagte der Nationalspieler: "Ich weiß nicht, was Arjens Motivation war. Ich werde das mit ihm besprechen." Robben hatte am Vortag betont, angesichts der angespannten sportlichen Lage fehle ein Führungsspieler wie der zum AC Mailand abgewanderte Mark van Bommel.
Eine sportlich doch noch halbwegs versöhnliche Saison und Millioneneinnahmen stehen auf dem Spiel, wenn die Bayern am Samstag die Jagd auf Platz drei fortsetzen. "Es wird eine sehr enge Angelegenheit. Wir müssen alles in die Waagschale werfen", nahm Boss Karl-Heinz Rummenigge im Bayern Magazin das Team in die Pflicht.
WM-Torschützenkönig Thomas Müller hatte nach dem 1:1 in Frankfurt die Stimmungslage auf den Punkt gebracht. "Es ist ein Scheißgefühl. Die Qualifikation für die Champions League ist gefährdet", sagte der Nationalspieler. Platz vier bereitet den Bayern-Bossen Albträume. Europas Vorzeige-Liga ohne die Bayern ist für sie undenkbar - zumal das Finale der kommenden Saison in der Münchner Allianz Arena stattfindet.
"Oan Neuer"
Neben dem sportlichen droht ein finanzielles Schaden. Bis zu 70 Millionen Euro an Startgeld, Prämien, Zuschauereinnahmen sowie Werbe- und TV-Geldern würden dem FC Bayern durch die Lappen gehen, wenn sie dem Emporkömmling aus Hannover den Vortritt in Europas Eliteliga lassen müssten.
In Hannover dürfte man den Zoff bei Bayern genüsslich zur Kenntnis nehmen, Trainer Mirko Slomka beschäftigt sich aber nur mit der eigenen Lage: "Wenn wir dreimal gewinnen, ist es egal, wie Bayern spielt. Wir können es aus eigener Kraft schaffen. Das ist eine große Motivation". Abwehrspieler Mario Eggimann sagte: "Wir sind gut beraten, uns auf das Gladbach-Spiel zu konzentrieren und nicht auf die Champions League. Man spürt in der Mannschaft keine Nervosität, alle sind ruhig und gelassen."
Wenn Torwart Manuel Neuer am Samstag bei seinem möglichen neuen Arbeitgeber aufspielt, hat Bayern gleich zwei Rechnungen gegen Schalke offen. Das Hinspiel ging mit 0:2 verloren, und im DFB- Pokalhalbfinale versetzten die "Königsblauen" mit dem 1:0 in München dem Cupverteidiger den K.o. "Unserer Situation in der Bundesliga ist wichtiger als die Revanche gegen Schalke", verwies Schweinsteiger aber auf die prekäre Gesamtlage der Bayern.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
„Campact“ startet Anti-CDU-Kampagne
Kein Kreuz für Merz
Ökonom zu Habecks Sozialabgaben-Vorstoß
„Die Idee scheint mir ziemlich unausgegoren“
Grünen-Pläne zur Krankenversicherung
Ohne Schutzschild aus der Deckung
Abstoßender Wahlkampf der Rechten
Flugticket-Aktion sorgt für neue Forderungen nach AfD-Verbot
Nahostkrieg
Waffenruhe in Gaza
Konjunktur in Deutschland
Es wurde wieder nicht in die Hände gespuckt