Schwedischer Frauenfußball: Smilla Holmbergs feines Gespür
Die Rechtsverteidigerin spielt erst seit zwei Monaten in der Nationalmannschaft. Gegen Deutschland schoss sie ihr erstes Länderspieltor.

„Smilla, Smilla, Smilla!“, skandierten die schwedischen Fans im Zürcher Stadion Letzigrund. Smilla Holmberg war so etwas wie die heimliche Spielerin des Spiels. Die offizielle Ehrung nahm allerdings Johanna Rytting Kaneryd entgegen.
Recht überraschend war die 18-jährige Rechtsverteidigerin Holmberg von Trainer Peter Gerhardsson für das letzte Gruppenspiel in die Startelf beordert worden, um sich auf ihrer Seite ausgerechnet mit der formstärksten Spielerin der Deutschen, Klara Bühl, zu messen.
In den Anfangsminuten waren Zweifel angebracht, ob das wirklich so eine gute Idee war, immerhin ging es noch um den Gruppensieg. Denn über Bühl rollten viele der deutschen Angriffe, und Holmberg bekam kaum ein Bein dazwischen.
Doch schnell wurde deutlich, dass Holmberg nicht nur zum Verteidigen ins Spiel gebracht worden war. Mit ihrem Tempo in der Offensive bereitete sie der Deutschen Sarai Linder insbesondere beim Treffer zum 2:1 erhebliche Probleme. Irgendwie konnte Linder im Hinterherlaufen zumindest noch einen Pressschlag mit Holmberg herausholen, doch der Ball senkte sich glücklich für die Schwedinnen ins deutsche Tor. Mit dem Treffer der Jüngsten hatten die Skandinavierinnen die Partie gedreht.
Vor knapp zwei Monaten erst feierte Holmberg ihr Debüt im schwedischen Nationalteam. „Ich war völlig schockiert“, sagte sie damals. Es ist gut möglich, dass es ihr ähnlich erging, als sie erfuhr, dass sie gegen Deutschland ihr EM-Startdebüt feiern sollte. Ihr erstes Länderspieltor setzte dem ganzen die Krone auf. „Es war fantastisch. Es war sehr schwer zu verdauen und mit vielen Emotionen verbunden“, so zitierte sie die schwedische Zeitung Dagens Nyheter nach der Partie.
Der Marktwert geht nach oben
Auch wenn Holmberg noch in der schwedischen Liga bei Hammarby IF (nächste Saison Champions League) – dort übrigens schon als Stammkraft – spielt, ist ihr Talent nicht verborgen geblieben. Ihr Marktwert wird auf dem Fußballportal Soccerdonna noch mit 175.000 Euro bemessen. Im Vergleich liegt der Wert der in letzter Zeit so hochgelobten deutschen Rechtsverteidigerin Carlotta Wamser von Bayer Leverkusen (75.000 Euro) deutlich niedriger. Durch dieses Turnier wird sich das ohnehin alles sehr schnell ändern.
Und so, wie Holmberg zusammen mit Rytting Kaneryd die linke deutsche Abwehrseite auseinandergespielt hat, wird sie wohl schon in den nächsten Tagen das ein oder andere Angebot aus dem Ausland erreichen. Dann ist es vielleicht auch rasch aus mit der lebenslangen Treue zu ihrem Heimatverein, bei dem sie mit nur einem Spiel Ausnahme spielt, seit sie sieben ist.
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