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Schwarzschill-WeißOrientierung an Feindbildern

Klare Feindbilder sorgen für Orientierung. Wenn die Welt – oder zumindest doch diese Stadt – Schwarzschill-Weiß ist, macht das zwar nichts besser, aber den Konsens eben darüber einfacher. So etwas schweißt zusammen. Die Großstadt leuchtet zwar deshalb noch lange nicht. Jedoch: Sie beginnt zu brennen. Die Brandstifter allerdings, da sollte mensch sich keinen voreiligen Hoffnungen hingeben, werden munter weiter zündeln.

Kommentarvon SVEN-MICHAEL VEIT

In sieben Monaten hat der Hamburger Rechts-Senat undenkbar Scheinendes mit Leichtigkeit vollbracht: die Gesellschaft zu spalten. Das wollte er, und das wird er weiterhin tun, unbeeindruckt vom Proteststurm, der sich allenthalben erhebt.

Gewerkschaften, Kirchen, linke Grüppchen vernetzen sich, wie es so schön heißt, mit Kammern, Verbänden und Initiativen, mit GAL und SPD sogar. Sie tun das gegen die Demontage des Sozialstaates, gegen eine Politik der Ausgrenzung von Schwachen und Minderheiten, gegen den Abbau von Bildung. Unbeantwortet bleibt jedoch bislang, wofür sie das tun.

Der Konsens, der möglicherweise gefunden wird, darf kein kurzfristiger sein. Und er muss, soll er denn tragen, frei sein von machtpolitischem Kalkül. Die Aufräumarbeiten nach Schwarz-Schill bedürfen einer gewaltigen Kraftanstrengung all derer, die jetzt lediglich ihre kleinlichen Streitereien vergangener Tage relativieren.

Die Erfahrung lehrt, dass das nicht klappen wird. Andererseits sollen manche ja auch aus Erfahrung klug werden.

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