■ Das „Fremde“ in Großbritannien
: Schwarze im weißen Land

Die Passagiere der „Windrush“ waren nicht die ersten Schwarzen, die nach Großbritannien kamen. Bereits im 16. Jahrhundert gab es einige tausend Schwarze im Königreich. Zu viele für Königin Elisabeth I., die befahl, die „Blackmoors“ aus dem Lande zu schaffen. Besonders erfolgreich war sie nicht. Im 18. Jahrhundert waren es bereits ca. 15.000, ein Nebenprodukt des „Triangular Trade“ zwischen Großbritannien, den afrikanischen Kolonien und Amerika. Sie kamen als Sklaven von Plantagenbesitzern, als Seeleute oder Diener, wenn sie sich freigekauft hatten. In vornehmen Londoner Kreisen galt es als schick, sich einen schwarzen Leibdiener als „exotisches Haustier“ zu halten.

Das 19. Jahrhundert brachte rechtliche Verbesserungen: 1807 die Abschaffung des Sklavenhandels, 1833 die der Sklaverei. Auf der Ebene der Mentalitäten resultierten daraus allerdings keine nennenswerten Veränderungen. Die philanthropische Bewegung innerhalb des begüterten Bürgertums schloß zwar neben den Arbeitern auch die Schwarzen ein, sie bestimmte aber nicht die öffentliche Meinung. Thomas Carlyle, einer der „Viktorianischen Weisen“, bezeichnete Schwarze in einem polemischen Essay als arbeitsscheu und nichtsnutzig, moralisch zur Unterwerfung bestimmt.

Im Ersten Weltkrieg waren Schwarze als Soldaten durchaus erwünscht, wurden danach aber schnellstmöglich in ihre Heimat zurückgeschickt. Wer blieb, verdiente sich sein Geld hauptsächlich auf See. Wenn sich Schwarze in England niederließen, dann in den Hafengegenden größerer Städte, anderswo verhinderte die auch in England praktizierte „Colour Bar“ eine Vermischung der Wohnbereiche. Nach dem Ersten Weltkrieg versuchte England, sein „Empire“ in einen „British Commonwealth of Nations“ umzuwandeln. Gemeint waren allerdings nur die „Dominions“, wie Kanada und Australien, weißes Siedlungsgebiet also. Die Kolonien blieben außen vor. Deren Entlassung in die Unabhängigkeit setzte erst in den späten vierziger und fünfziger Jahren ein. 1948 verabschiedete die Labour Regierung den „British Nationality Act“, der alle Bürger des Commonwealth, also auch ehemaliger Kolonien, zu Bürgern des Vereinigten Königreichs erklärte. Damit war der Rahmen für zukünftige Einwanderungsbewegungen geschaffen.