Schwangere Verteidigungsministerin räumt auf: Pornoverbot für Spaniens Militär
Carme Chacón, Spaniens neue Verteidigungsministerin, lässt Internetseiten mit Sexpostillen, Sportpresse und Kfz-Märkten für ihre Soldaten sperren. Und macht sich so Feinde.
Spaniens neue Verteidigungsministerin Carme Chacón schafft sich Feinde. Nicht in Afghanistan und auch nicht im Libanon, wo ihre Truppen stehen, sondern in den heimischen Kasernen selbst. Der Grund dafür ist das Internet. Kaum vereidigt, verbot die junge Ministerin den Soldaten das Surfen auf bestimmten Seiten am Arbeitsplatz. Schluss mit Titten, Sport und Autos. Eine Sperrsoftware verhindert, dass Spaniens Landesverteidiger die Seiten der großen Sexpostillen, der spanischen Sportpresse,sowie von Ebay und Kfz-Gebrauchtmärkten besuchen.
Zu bestimmten Uhrzeiten sei es unmöglich gewesen, vernünftig online zu arbeiten, lautet die Begründung für diese unpopuläre Maßnahme. Der privater Datenverkehr sei zuweilen im Verteidigungsministerium und den großen Kasernen so stark, dass das Netz kollabiere. Die Spanier surfen gerne am Arbeitsplatz. Knapp 54 Prozent nutzt nach eigenen Angaben regelmäßig das Internet. Doch nur 42 Prozent haben einen Anschluss zu Hause. Damit liegen die Spanier 12 Punkte hinter dem EU-Schnitt und sogar 29 Prozentpunkte hinter Deutschland. Und wer einen Internetanschluss in den eigenen vier Wänden hat, scheut oft die Kosten für eine Flatrate. Es geht schließlich auch im Büro.
Ob Chat, E-Mail oder das Herunterladen von Musik und Filmen, so mancher Angestellte und Beamte sitzt stundenlang in eigener Sache vor dem Bildschirm. Drei Viertel derer, die E-Mail am Arbeitsplatz haben, nutzen ihre Dienstadresse für private Zwecke. 23 Prozent sucht regelmäßig nach den neuesten Nachrichten, 11 Prozent googeln nach Produktinformationen und 6,5 Prozent gönnen sich schon mal ein Päuschen auf einschlägigen Seiten. Durchschnittlich nutzen Spaniens Beamte und Angestellte wöchentlich eine halbe Stunde den Firmencomputer für Privates. Dadurch geht nicht nur wertvolle Arbeitszeit verloren, den Betrieben können schwere Schäden entstehen. Das zeigt der Fall eines Madrider Krankenhauses. Dort erweiterte ein Mitarbeiter während der Arbeitszeit seine Musik- und Filmesammlung. Allerdings stellte er sich so dämlich an, dass der gesamte Computerinhalt den Tauschpartnern zugänglich war.
Die Krankenakten von 11.000 Patienten gelangten so ins Netz. Darunter die von 4.000 Frauen, die in der Privatklinik abgetrieben hatten. Alles flog auf, als eine Spezialeinheit der spanischen Polizei das Netz nach illegalen Inhalten durchkämmte und auf den Klinikcomputer gelangte. Die Datenschutzbehörde verhängte gegen das Hospital eine Geldstrafe von 150.000 Euro. Dem für das Datenloch verantwortlichen Mitarbeiter drohen Entlassung und ein Verfahren.
Während Unternehmer und Gewerkschaft sich überlegen, wie der Umgang mit dem Arbeitsmittel geregelt werden kann, springt eine Professorin für die Büro-Internauten in die Bresche. "Die private Nutzung des Internets am Arbeitsplatz wird als negativ empfunden." Sie sei ineffizient und senke die Produktivität, zitiert die Professorin aus dem Leitfaden für Menschenführung im Betrieb. Genau das Gegenteil sei der Fall. Das Surfen am Arbeitsplatz würde zu einer "besseren Einteilung der Arbeitszeit beitragen, den Stress verringern, Fähigkeiten antrainieren und für ein Gleichgewicht zwischen Privatleben und Arbeitswelt sorgen." Klingt doch echt überzeugend. Ich bin dann mal im Netz. REINER WANDLER
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