Schulreform: Schule, wechsel dich!
Zum kommenden Schuljahr werden aus den Haupt- und Realschulen Sekundarschulen. Dafür sind neue Klassenzimmer und Mensen nötig - doch die Bauarbeiten werden an vielen Standorten noch bis weit ins nächste Jahr andauern. Auch Lehrer werden noch gesucht.
In Berlins Schulen beginnt mit den Sommerferien das Kofferpacken nicht nur für den Urlaub. Es schlägt die Stunde der Schulstrukturreform, die aus Haupt- und Realschulen Sekundarschulen macht. Dabei werden nicht nur die Lehr-, sondern auch viele Gebäudepläne durcheinandergewirbelt. Schulen fusionieren und werden auf Ganztagsbetrieb umgestellt.
An der Herbert-Hoover-Realschule in Mitte wird bereits gebaut. Hier entsteht durch Zusammenlegung mit der Theodor-Plivier-Hauptschule die Integrierte Sekundarschule in der Pankstraße. "Solange bei uns die Bauarbeiten andauern, nehmen wir nur die neuen Siebtklässler auf; die Plivierschule läuft an ihrem jetzigen Standort aus", sagt Schulleiter Thomas Schumann. Sorgen machen ihm derzeit noch unbesetzte Lehrerstellen sowie weitere im nächsten Jahr geplante Umbaumaßnahmen. "Dadurch müssen manche Klassen für einige Zeit in ein anderes Gebäude umziehen", so Schumann. Dabei einen normalen Schulbetrieb zu gewährleisten, werde eine Herausforderung. "Aber wir werden das meistern."
Wesentlich ruhiger verläuft es an der Philipp-Reis-Realschule in Lichtenberg, die mit der Paul-Schmidt-Hauptschule fusioniert. "Zunächst bleiben beide Schulen an ihrem Ort bestehen, die siebten Klassen beginnen jedoch bei uns", erklärt Schulleiter Roland Härtel. "Langfristig wird unsere Schule zum einzigen Standort. Die dafür nötigen Umbaumaßnahmen beginnen aber erst im nächsten Jahr." Vorübergehend werde es dann mit der Einschulung eines neuen Jahrgangs auch knapp mit dem Raum, meint Härtel. "Diese Sorgen machen wir uns aber später."
Auch sein Kollege von der Schmidt-Schule gibt sich optimistisch. Da sich viele Schulleiter gegenüber der Presse nicht zum Thema äußern wollten, bleibt jedoch offen, ob die Stimmung an allen Schulen so gut ist.
Aus Reinickendorf vermeldet Schulstadträtin Katrin Schultze-Berndt (CDU): "Baulich sind wir im Tritt, bis 2011 wird alles fertig." Es gebe jedoch in ihrem Bezirk auch nur eine Zusammenlegung, alle Standorte blieben erhalten und vier Schulen würden erst im nächsten Jahr umstrukturiert. "Schwierigkeiten sehe ich bei der Profilbildung der neuen Schulen", meint die CDU-Politikerin. Die Fortbildungen für die Lehrer, die in Zukunft innerhalb einer Klasse auf verschiedenen Schwierigkeitsstufen arbeiten müssten, liefen zwar. "Man lässt den Schulen aber nicht genug Zeit für die Umstellung."
In Friedrichshain-Kreuzberg beschäftigen Schulstadträtin Monika Herrmann (Grüne) ganz andere Sorgen: Mit der Fusion der Carl-Friedrich-Zelter-Hauptschule mit der Eberhard-Klein-Hauptschule sollte dort eigentlich die Möglichkeit geschaffen werden, auch das Abitur zu machen. "In SO 36 gab es noch nie ein Gymnasium", sagt Herrmann. Nun habe der Senat mit Verweis auf das Oberstufenzentrum im Kiez den Plan untersagt. Mit dem Verlauf der Vorbereitungen für die Schulreform sei man dagegen zufrieden. "Wenn ganz Berlin baut, reichen sechs Wochen Sommerferien zwar nicht für alle notwendigen Umbaumaßnahmen", so die Schulstadträtin. "Wir sind aber im Plan." Auch der Umzug der Zelter-Schule, deren Standort aufgegeben wird, laufe gut. "Natürlich müssen die Lehrer einige Kartons selber packen, das müsste ich beim Umzug meines Amtes ja auch." Den Transport der Kisten und Möbel organisiere und bezahle jedoch das Schulamt.
Der Neuköllner Schulstadtrat Wolfgang Schimmang (SPD) meint: "Wir haben keine Probleme, wir sind Neuköllner." Dabei entstehen in seinem Bezirk neun Sekundarschulen - sechs aus Umwandlungen, drei durch die Fusion von je zwei Schulen. Mit Geld aus dem Konjunkturpaket würde noch an mehreren Standorten gebaut. "Im Laufe des nächsten Schuljahres werden die Arbeiten alle abgeschlossen."
Auch in Charlottenburg-Wilmersdorf fühlt man sich für das kommende Schuljahr gut gerüstet. "Die notwendigen Umzüge verlaufen fließend und harmonisch", sagt Schulstadtrat Reinhard Naumann (SPD). Etwas knifflig sei die Zusammenlegung der Otto-von-Guericke-Realschule mit der Marienburg-Realschule und der Rudolf-Diesel-Hauptschule zu einer Schule an zwei Standorten gewesen. "Uns war es wichtig, Schüler, Lehrer und Eltern mitzunehmen und nicht einfach nur die Türschilder auszutauschen." Mittlerweile sei die Fusion jedoch auf einem guten Weg.
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