Schuh-Hersteller Staudinger: „Gegen das Monopol der Banken!“
Der Alternativunternehmer Heinrich Staudinger wollte seine Firma ohne Banken finanzieren. Jetzt hat er Ärger mit der Finanzaufsicht.
BERLIN taz | „Gegen das Monopol der Banken!“, „Für das Recht auf freie Kreditgewährung“, mit diesen Slogans demonstrierten am Freitagnachmittag mehrere hundert Menschen vor dem Parlament in Wien und übergaben Parlamentspräsidentin Barbara Prammer, SPÖ, über 11.000 Unterschriften. An der Spitze des Protests stand der Alternativunternehmer Heinrich Staudinger, der im Waldviertel eine Schuhmanufaktur betreibt und seine Produkte – auch in Berlin – über die Ladenkette Gea verkauft.
Seinen Erfolg verdankt er einem unkonventionellen Geschäftsmodell, das er nicht über Bankkredite, sondern über zahlreiche kleine Privatkredite – das sogenannte Crowdfunding – finanziert. Damit geriet er ins Visier der Finanzmarktaufsicht (FMA), die über die Aktivitäten von Banken, Versicherungen, Börsen und Pensionsfonds wacht. Sie will ihm diese Praxis untersagen und seinen Betrieb, die Waldviertler Werkstätten, mit einer Strafe von 50.000 Euro in die Schranken weisen.
Als Anfang der 1980er-Jahre die lokalen Schuhfabriken starben, weil die Produktion in billigere südeuropäische Länder verlagert wurde, gründete Staudinger in der Kleinstadt Schrems eine Werkstatt, die robuste, dem dänischen Earth Shoe nachempfundene Schuhe herstellte. Inzwischen werden in Schrems auch Matratzen und Holzmöbel produziert. 130 Menschen sind bei den Waldviertler Werkstätten beschäftigt.
Als die Finanzkrise auch den Strumpfhersteller Ergee killte, wurde in Schrems eine Fabrikshalle frei, die die Waldviertler Werkstätten gut brauchen konnte. Von der Bank gab es aber keinen Kredit über die erforderlichen drei Millionen Euro. So behalf sich Staudinger wieder mit Crowdfunding und konnte das Kapital in kürzester Zeit aufbringen. Staudinger zahlt vier Prozent Zinsen jährlich und hat bisher jeden, der sein Kapital zurückwollte, binnen 14 Tagen ausgezahlt.
Konflikt des Finanzrebellen
Deswegen hat er auch wenig Verständnis für das Argument der FMA, sie müsse die Anleger schützen. Der in allen Medien zelebrierte Konflikt des Finanzrebellen mit der FMA hat Staudinger zu hoher Popularität verholfen. Wohl deshalb versuchten die Finanzwächter, eine Lösung anzubieten, die gesetzeskonform ist.
Doch sowohl das Genossenschaftsmodell als auch die Ausgabe von Anleihen brächte hohe Gebühren mit sich, die das auf geringer Rentabilität bei Minimierung von Nebenkosten basierende Geschäftsmodell gefährden würden. Deswegen will Staudinger notfalls mithilfe eines Juristenteams eine Gesetzesänderung durchfechten. Die Unterstützung der Grünen hat er bereits.
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