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Schülerzeitung "Bazillus"12-Jähriger schlägt Freistaat Bayern

Ein zwölfjähriger Gymnasiast aus Bayern hat vor Gericht sein Recht auf Pressefreiheit erstritten. Das bayerische Kultusministerium darf seine Schülerzeitung nicht verbieten.

Stephan Albrecht erklagte sich die Pressefreiheit. Bild: dpa

BERLIN taz | Ein Zwölfjähriger hat auf sein Recht der Pressefreiheit bestanden und vor Gericht das Verteilen einer Schülerzeitung erstritten. Der Gymnasiast Stephan Albrecht wollte nicht hinnehmen, dass ihm die Direktorin seiner Schule im oberbayerischen Landsberg am Lech verbietet, eine neue Schülerzeitung namens Bazillus zu verkaufen.

Vor dem Münchner Verwaltungsgericht musste er sich sein Recht erstreiten.Per Einstweiliger Verfügung entschied das Gericht, dass der Junge seine Zeitung weiterhin am Ignaz-Kögler-Gymnasium verteilen darf.

Der Schüler der 7. Klasse hatte im Sommer mit dem Bazillus eine neue Schülerzeitung ins Leben gerufen, nachdem die alte namens Virus seit einem Jahr nicht mehr erschienen war. Problemlos erschien die erste Ausgabe des Bazillus. Der zweiten Ausgabe versagte die Direktorin das Verteilen auf dem Schulgelände. Mit der Begründung, dass es an jeder Schule nur eine Schülerzeitung geben dürfe.

Der Zwölfjährige gab jedoch nicht auf. Mit der Unterstützung seiner Eltern zog er vor Gericht und gewann. Die 3. Kammer des Verwaltungsgerichts erließ vergangenen Freitag eine einstweilige Anordnung: Das Verteilen des Bazillus ist zu erlauben. Das Kultusministerium wird sich dem Urteil beugen. "Wir wollten keine Zensur ausüben", sagte Ministeriumssprecher Ludwig Unger.

Dem richterlichen Beschluss zufolge hätte Albrecht die Schulleitung gar nicht um Erlaubnis fragen müssen. Bis vor vier Jahren unterstanden in Bayern die Schülerzeitungen zwar der Aufsicht der Schulleitung. Seit einer Reform jedoch können SchülerInnen im Freistaat wählen, ob ihre Zeitung im Sinne des bayerischen Pressegesetzes oder als Einrichtung der Schule erscheint.

Stephan Albrecht kann sich freuen, mit seiner Hartnäckigkeit ist er zu seinem Recht gekommen. Später möchte der Junge vielleicht weiter als Journalist arbeiten

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11 Kommentare

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  • MX
    Mister X

    zum Kommentar Abi_thur:

     

    Es geht weniger ums Geld alsums Prinzip! Es ist vollkommen richtig,dass geklagtwurde. Die Pressefreiheitist eine grunlegende Säule der Demokratie!

     

    zum Kommentar von cooly: Wenn der Virus so gut ist, warum ist er dann ewig nicht mehr erschienen. Und Bazillus sich nicht gut verkauft, muss sich die Redaktion drüber Gedanken machen, wie erzuverbessern ist...

  • C
    cooly

    ich habe kinder die selber auf dieser schule sind und muss sagen dass fast alle schüler gegen den bazillus sind. es gibt an unserer schule schon den virus und der reicht und ist außerdem super. der junge hat den bazillus nicht los gekriegt und hat angefangen zu heulen...

    außer den mitleidigen hat keiner diese zeitschrift gekauft

  • A
    abby_thur

    Was das den Steuerzahler gekostet hat...! Eine dämliche Schülerzeitung, Herrschaftszeiten.... wegen sowas wird die Justiz beschäftigt.

    Unglaublich.

    Die Eltern des Kindes scheinen keine anderen Probleme zu haben.

  • WB
    Wolfgang Banse

    Freistaat Bayern die Stirn gezeigt

    Alle Gewalt geht vom Volke aus,dies machte sich auch der 12 Jähjrige Schüler zum Nutzen,was die Schülerzeitung anbetrifft.

    Sich nicht alles gefallen lassen,für die rechte kämpfen,damit hat sich der schüler Anerkennung und Respekt gezollt.Die Courage-Medaille hat er verdient zu bekommen.

  • TB
    Troll Buster

    Mensch, Karin, was für ein konstruktiver Beitrag!

    Identitätssuche in der Fußnote - oder wie ist das zu verstehen?

     

    Wie schön, dass sich der Junge durchgesetzt hat!

  • H
    Hilde

    Tolle Geschichte,

     

    aber das Original ist um Längen besser:

     

    http://www.spiegel.de/schulspiegel/0,1518,802564,00.html

  • KR
    Karin Reske

    Wer liest schon an einem Gymnasium die literarischen Ergüsse eines zwölfjährigen Klugscheißers? Oder ist Papili von Bubili nicht nur derjenige, der das Recht auf die Schülerzeitung erstritten hat, sondern auch der eigentliche Herausgeber und Redakteur und keiner darf das sagen? Geht es vielleicht mal wieder um ganz etwas anderes, wofür jemand sein Kind missbraucht, weil das nun mal "witzig" ist und man sich hinter Kindern gut verstecken kann?

  • E
    emil

    den letzten satz lieber streichen, das ist ja der totale kitsch :D

  • NE
    Neumann Erich

    Was im Kleinen beginnt …

     

    … wird so im Großen fortgesetzt:

     

    4 deutsche Journalisten, wegen ihrer Recherchen von Behörden und Justiz bedrängt, teils sogar körperlich und damit dauerhaft gesundheitlich geschädigt sowie insgesamt in ihrer wirtschaftlichen Existenz bedroht benötigen das Wunder der breiten öffentlichen Unterstützung, denn die Attacken gegen sie und die Pressefreiheit erfolgen nicht in China, Iran, Nordkorea oder Russland, sondern mitten in Deutschland!

     

    Da der Spiegel in Ausgabe 31/2011 vom 01. August 2011 sowohl unter “Die Härte des Systems“ als auch in seiner Rubrik “Hausmitteilungen“ einschlägig berichtete, ergänzend die Chronologie unter: http://www.ig-mueller-risch.de/index.php/justizdefizite!

     

    “Duldet ein Volk die Untreue und die Fahrlässigkeit von Richtern und Ärzten, so ist es dekadent und steht vor der Auflösung.“ – Plato, (427 – 348 oder 347 v. Chr.), lateinisch Platon, griechischer Philosoph, Begründer der abendländischen Philosophie

  • I
    Ignaz

    Ich war auf dieser Schule bis zur 10. Klasse (2004) und wechselte danach auf ein anderes Gymnasium... Trotz Schulleiter(innen)wechsel hat sich wohl dort nicht viel getan.

  • HG
    Herr Gütlich

    Da kann die Schulleitung ja nur noch hoffen, dass diese Pressfreiheit nicht auch noch zur Meinungsfreiheit führt...