: Schonungsloser Dienst am Kunden
■ Praxisnah, absolut tabulos und von hoher kathartischer Effizienz: Die Cartoonisten Ari Plikat und Polo zeichnen „Die Post geht an die Börse“
Das Dilemma ist bekannt: Einschreiben, die an der Hauptpost abgeholt werden müssen, obwohl man am Tag der Zustellung zu Hause war. Briefe, die im luftleeren Raum verschwinden. Weihnachtspakete, die zu Ostern ankommen, und nicht zu vergessen die Schlange am einzigen geöffneten Schalter, während im Hintergrund drei Postkollegen gemütlich ein Pläuschchen halten und, und, und...
Wer wissen möchte, warum die Dinge bei der Deutschen Post AG so sind, wie sie sind, hat jetzt endlich die Möglichkeit, etwas über das Innenleben der Beamten zu erfahren. Die Cartoonisten Polo und Ari Plikat haben zum Gegenschlag ausgeholt und beantworten alle brennenden Fragen über die Deutsche Post AG. Auf der Witzschiene, schonungslos und ohne Tabus.
Bislang haben der Dortmunder Ari Plikat und der Wuppertaler André Poloczek (Polo) ihren Humor nur einzeln verbreitet. Während Ari als freier Illustrator und Cartoonist für diverse Printmedien hin und wieder Preise gewinnt, überschwemmt Polo das Land alle paar Monate mit Buchveröffentlichungen über Feinschmecker, Katzenfans, Tanzkurse etc. Beide sind regelmäßig im Berliner Eulenspiegel und dem Wuppertaler iTALien vertreten und seit Jahren befreundet. Die Verbundenheit im Kampf gegen die tägliche Post gab ihnen die Kraft, ihre Freundschaft auf eine harte Probe zu stellen und den ersten Versuch einer gemeinsamen Arbeit zu starten. Mit Cartoons, Märchen, Gedichten und Fotostorys rücken sie in altbewährt satirischer Manier die Dinge bei der Post ins rechte Licht: „...So verstreichen schnell die Stunden. Für die Post heißt Dienst am Kunden, daß der wartet vor dem Schalter – notfalls bis ins Rentenalter. Denn wenn Walter pinkeln muß, geht das leicht bis Schalterschluß. So hockt er gleichsam ochsenstur: Letzte Leerung: 18 Uhr.“
Für alle, die vor oder hinter dem Schalter stehen, wird die Koproduktion der beiden Cartoonisten ein unverzichtbarer Ratgeber werden. Dafür sorgt auch ein Würfelspiel, bei dem der Postbote kurz vor dem Ziel von Außerirdischen zurück zum Start gebeamt wird. Jürgen von der Lippe, der sich zu einem Vorwort hinreißen ließ, bringt es auf den Punkt: „Insofern ist dieses Buch, das sich dem Thema Post in satirischer Absicht aus jeder denkbaren Richtung nähert, ...in erster Linie süße Rache von hoher kathartischer Effizienz.“ Rita Jäger
Ari Plikat/Polo: „Die Post geht an die Börse“, Lappan Verlag 1997, 24,80 DM
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