: Schonfrist vorbei
■ Polizeipräsident Ernst Uhrlau meint, die ersten 100 Tage gut überstanden zu haben
Seine Bilanz war, wie könnte es anders sein, positiv. Nach 100 Tagen als Hamburger Polizeipräsident sei die Schonfrist ja wohl vorbei, konstatierte Ernst Uhrlau gestern vor der Landespressekonferenz. Und er ließ keinen Zweifel daran, daß er wenig Anlaß habe, sich deshalb zu fürchten.
Viel Ruhe „nach innen und nach außen“ habe er bereits in die Hamburger Polizei gebracht, an der Neustrukturierung des Apparats werde intensiv gearbeitet. Dafür seien „langfristige Konzepte“ erforderlich. Er bitte dafür um Verständnis und Geduld auch bei den Vertretern derjenigen Medien, „deren Interesse eher kurzfristige Lösungen“ seien. Manche taten so, als ob sie damit nicht gemeint sein könnten.
Es gebe auch in Hamburg seit 1989 einen gewissen Anstieg der Kriminalität, „der nicht als Modeerscheinung begriffen werden darf“, dozierte der 49jährige Politologe. Polizei, Politik und Medien müßten sich darauf einstellen, daß die „Armutskriminalität bei Jugendlichen und aus Osteuropa und der Dritten Welt“ sich in der Bundesrepublik widerspiegele. Diesem Phänomen sei mit Repression weniger beizukommen als mit Sozialpolitik.
Uhrlau hatte im Oktober den Chefsessel im Landesamt für Verfassungsschutz mit dem im Polizeipräsidium getauscht, um die Nachfolge des im Juli vergangenen Jahres zurückgetretenen Arved Semerak anzutreten. Dessen Kritik, Innensenator Hartmuth Wrocklage (SPD) würde „zu viel in die Polizei hineinregieren“, mag Uhrlau nicht teilen. Er habe ein „sehr offenes, konstruktives und konsensuales Verhältnis“ mit der Behördenspitze. Was Uhrlau nicht sagte, aber meinte: Er gehört nicht zu denen, die sich hineinregieren lassen.
Sein größtes Problem sei, der Herr über 10.000 Polizisten, daß gewisse Arbeitnehmervertretungen Modernisierungen blockieren. Für eine effektive Verbrechensbekämpfung müsse die interne Kommunikationstechnologie deutlich optimiert werden, so Uhrlau. Zur Zeit aber stehen Computer verpackt im Lager, weil der Personalrat der Kripo seine Zustimmung verweigert. smv
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