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Schönhuber wieder unumstrittener Chef

■ „Republikaner„-Parteitag: Innerparteiliche Opposition war nicht präsent / Genugtuung über „erfolgreiche“ Asylhetze / Reps wollen bei DDR-Landtagswahlen kandidieren

Von Thomas Krumenacker

Mendig (taz) - Die rechtsradikalen „Republikaner“ geben sichtlich zufrieden über ihre Anti-Asyl-Hetze. Bei ihrem Bundesparteitag am Wochenende in Mendig bei Koblenz ließ es sich Parteichef Franz Schönhuber nicht nehmen, den Vorstoß von SPD-Kanzlerkandidat Oskar Lafontaine zur Einschränkung des Asylrechts auf der Zunge zergehen zu lassen. Noch vor drei Jahren sei er von einem „wilden Linken“ Lafontaine der Ausländerfeindlichkeit bezichtigt und als „neuer Hitler“ bezeichnet worden. „Dann ist Lafontaine heute ein doppelter Hitler“. Er habe die Reps in der Asylfrage längst „rechts überholt“, freute sich Schönhuber über seine erfolgreiche Vorreiterrolle.

Was beim Asylrecht geklappt hat, soll sich nach den Vorstellungen Schönhubers jetzt in anderen Politikbereichen fortsetzen lassen. „Hinter jedem Ministersessel muß der Schatten eines Republikaners stehen, dann tut sich was in der Politik“, versprach Schönhuber seiner Zuhörern.

Der Nachfolgeparteitag von Ruhstorf bei Passau war mit 428 anwesenden Delegierten hart an der Beschlußunfähigkeit vorbeigeschrammt. In der Stadt Mendig herrschte während des Parteitags Ruhe. Die meisten Läden hatten aus Angst vor den Reps dichtgemacht. Ungefähr zweihundert Leute demonstrierten gegen den von der Polizei geschützten Parteitag.

Schönhuber war hier wieder unumstrittener Führer seiner Partei. Er mußte nicht einmal die ganze Zeit auf dem Podium bleiben oder, wie sonst in brenzligen Situationen, kurzerhand dem Präsidium das Mikrofon entreißen: Anstandslos wurde die Führungsspitze von den Delegierten nach Schönhubers Wünschen komplettiert. Zum weiteren - insgesamt vierten - Stellvertreter Schönhubers wählten die Delegierten den Berliner Rep-Abgeordneten Hermann Voss. Dieser konnte für sich in die Waagschale werfen, von „vermummten linken Schlägerbanden“ brutal zusammengeschlagen worden zu sein. Das brachte ihm Respekt ein. In Mendig beendete Schönhuber den kompletten Austausch der Führungsriege. Der Parteichef, der sich bemühte, einen „Parteitag der Konsolidierung“ vorzuführen, fühlte sich trotz des reibungslosen Ablaufs veranlaßt, scharfe Drohungen an die hier kaum vernehmbare innerparteiliche Opposition zu richten. Er sei bereit, auch mit denen Frieden zu machen, die ihn im Machtkampf mit seinem einstigen Ziehkind Ralf Neubauer nicht unterstützt hätten. Wer aber jetzt immer noch „Pfeile auf mich abschießt, den werde ich gnadenlos entfernen“, drohte der 67jährige.

In seiner Rolle als möglicher Schönhuber-Nachfolger durfte sich in Mendig Rolf Schlierer erproben. Schönhuber überließ es dem 35jährigen Mediziner, dem der Parteichef „eine Art Kronprinzenrolle“ zuschreibt, fast den gesamten Parteitag zu schmeißen.

Bei den kommenden DDR-Landtagswahlen werden die Reps überall außer in Sachsen antreten. In „Mitteldeutschland“ rechnet Schönhuber sich bessere Wahlchancen als in der BRD aus.

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