Schnoor-Version bekräftigt

■ Keine Bestätigung der angeblichen Anweisung, Geiselnahme in NRW zu beenden

Düsseldorf (taz) - Die mit Spannung erwartete Zeugenvernahme des rheinlandpfälzischen Autobahnpolizisten Werner Maxeiner, der behauptet hatte, er habe vor Ort auf der Autobahnn erfahren, daß Innenminister Schnoor seine Beamten angewiesen habe, die Geiselnahme unbedingt in NRW zu beenden, erbrachte am Mittwoch vor dem Untersuchungsausschuß zur Gladbecker Geiselaffäre keinen Anhaltspunkt, der diese Darstellung des Beamten bestätigt hätte. Im Gegenteil, während der mündlichen Befragung räumte Maxeiner im Gegenteil ein, in seinem Abschlußbericht etwas aufgenommen zu haben, was er nur „in Bruchstücken“ gehört habe. Auf die Frage, ob er möglicherweise bei dem Gespräch auf der Autobahn direkt am Tatort die Landesgrenze mit der Bundesgrenze verwechselt haben könnte, sagte Maxeiner wörtlich: „Das kann ich nicht ausschließen“. In seinem schriftlichen Verlaufsbericht vom 30.8.88 hatte der Beamte dagegen noch sehr klar geschrieben, „vor Ort war zu erfahren, daß der Leiter der Zugriffsgruppe vom Ministerium des Innern die Vorgabe hatte, die Geiselnahme in NRW noch zu beenden“. In einem weiteren Bericht vom 12.1.89 formulierte er dann so: „Die Aussage wurde von mir aufgenommen“. Innenministerschnoor hatte immer behauptet, eine solche Anweisung nie gegeben zu haben. Tatsächlich war zwischen den Ministerien in Düsseldorf und Mainz vorab festgelegt worden, daß die Kommandogewalt auch nach dem Grenzwechsel auf der Autobahn zunächst bei der NRW -Polizei verbleiben sollte. Maxeiner will die Darstellung am Rande eines Gespräches zwischen vier Beamten auf der Autobahn aufgeschnappt haben. Alle von ihm benannten Zeugen bestätigten hingegen die Schnoor Version.

Der drei Kilometer vor der Landesgrenze erfolgte Befreiungsversuch sei allein deshalb erfolgt, weil das Fluchtfahrzeug gestanden habe. Die behauptete „Vorgabe“ wäre nach den Worten des damaligen Leiters der Verfolgungskräfte, Rolf Behrendt, „absurd“ gewesen, denn dann hätte man ja die Grenze dicht machen müssen, weil man von dem Stop des Autos ja nichts habe wissen können.

Behrendt erinnerte sich allerdings, daß ihm eine eine Frage nach der „Vorgabe“ direkt am Totort gestellt worden sei. Daß sei in dieser Situation so „absurd“ gewesen, daß er darauf möglicherweise zunächst „ironisch“ reagiert habe. Vielleicht sei so das Mißverständnis entstanden.

J.S.