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Schnörkelloser SchreibenGekrittel am Gekrakel

Weg mit den Schnörkeln und Bögen: Deutsche Grundschüler sollen eine neue, einfachere Schrift lernen. Bringt das was? Eine Bestandsaufnahme.

Sieht doch gut aus mit den Schnörkeln: Schüler beim Kreide schwingen. Bild: imago/imagebroker/theissen

BERLIN taz | Geht es um die Atomkraft? Oder den Bahnhof? Viele denken, dass sich Grün-Rot in Baden-Württemberg bei den Großprojekten bewähren muss. Dabei sind es die Miniaturen: Wie man ein Köpfchen-"e" flüssig hinbekommt. Wie die Achterbahn des kleinen "k" richtig läuft. Die konservative Kultusministerin Marion Schick wollte im kommenden Schuljahr mit der Revolution der Schrift beginnen. An einigen Schulen wollte sie die Schreibschrift eliminieren - und an deren Stelle eine neue Druckschrift setzen.

Jetzt, da Schicks Regierung abgewählt wurde, hat sie den Schreibkampf noch lange nicht verloren. Denn der Grundschulverband kämpft für dieselbe Sache weiter. Mit mehr als 10.000 Mitgliedern will die Initiative die sogenannte Grundschrift durchsetzen. Will einen Schlusspunkt hinter die Schnörkel setzen. Klarheit und Bildungsgleichheit schaffen. Grün-Rot muss also entscheiden: die Schreibschrift ins Museum - oder die Schriftkultur bewahren?

Glaubt man Horst Bartnitzky, ist das Ganze kinderleicht. Der Autor diverser Lehrwerke über den Schreibunterricht ist überzeugt, dass die neue Grundschrift Schüler von einer schweren Last befreit: Bisher musste erst die Druckschrift angeeignet - und dann nach ein bis zwei Jahren mühsam eine Schreibschrift hinzugelernt werden, die wieder ganz anders aussieht. "Die Kinder sollten von Anfang an mit jener Schrift das Schreiben lernen, mit der sie das Lesen lernen", sagt Bartnitzky.

Baumarktsystem

Hierfür hat er die neue Grundschrift mitentwickelt. Deren Buchstaben seien für Kinder gut erkennbar - und würden schnell zu einer eigenen Handschrift führen. Bartnitzky hat für seine Schrift ein Argument parat, das geradezu märchenhaft klingt: Kinder lernen sie quasi von allein. "Jedes Kind kann die Buchstabenverbindungen ausprobieren, die für seine Hand gut geeignet sind", sagt er. Schreibenlernen nach dem Baumarktprinzip: Jeder nimmt sich, was er braucht.

Ute Andresen wird mit so einer Methode nicht glücklich. Sie sieht sie als Beweis dafür, dass die Einführung einer neuen Schrift verantwortungslos ist. "Wir können es doch nicht den Kindern überlassen, sich die Handschrift selbst beizubringen", sagt sie. "Das wäre der Verrat unserer Schriftkultur durch Verrat des pädagogischen Auftrags."

Ute Andresen ist nicht irgendwer. In Schreibwerkstätten sitzen ihr Dutzende Lehrer zu Füßen. Und das bei jedem Kongress. Andresen, einst Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Lesen und Schreiben, vertritt das Credo: "Die Handschrift ist unersetzbar."

Bild: taz

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Sie zu beherrschen sei der fundamentale Akt des Lernens. "Schreibschrift lernen ist mehr als das Verketten von Buchstaben zu Informationen; es enthält motorische und ästhetische Lernvorgänge und fokussiert das Denken." Wer sie abschaffe, riskiere Analphabetismus.

Jeder Mensch hat zu seiner Handschrift ein Verhältnis. Oft ist es ein traumatisches, da Schönschreiben in der Schule wie zu Hause Terror bedeuten konnte. Vielleicht wird deshalb so leidenschaftlich um die Schrift gekämpft, seit 200 Jahren.

Es begann mit dem Streit um die Frage, was wohl deutscher ist: die Fraktur oder die Antiqua? Adolf Hitler entschied dies 1941 noch im Alleingang. Er erklärte die Fraktur zu "Judenlettern" - und taufte die Lateinische Antiqua frech in "Deutsche Normschrift" um. Schrift ist auch Herrschaftsinstrument. Hitler wollte, dass alle unterworfenen Völker seine Schrift erkennen konnten.

Föderativer Schriftsalat

Der Alltag der Schrift ist die Schule. In der jungen Bundesrepublik wurde die Normschrift zur "Lateinischen Ausgangsschrift" umgeschnitten - weil die leichter zu erlernen sei. Dann entstanden "Vereinfachte Ausgangsschrift" (im Westen) und "Schulausgangsschrift" (im Osten) - ebenfalls weil sie die Schreibdidaktik angeblich verbesserten.

In den Schulen wurde dadurch jedoch ein regelrechter Schriftensalat angerichtet: Weil man Schriften im föderalen Staat nicht dekretieren kann, unterscheidet sich der Schreibunterricht seitdem von Land zu Land, in manchem sind zwei Schriften nebeneinander möglich. Ob die Grundschrift als fünfte Ausgangsschrift innerhalb von siebzig Jahren dem allem abhelfen kann?

Schon die Vereinfachte Ausgangsschrift war als große Rettung gepriesen worden - und gescheitert. 1970 fand der Göttinger Grundschullehrer Herbert Grünewald mithilfe eines Skriptografen heraus, dass die Lateinische Schreibschrift Kinder oft zu Unterbrechungen im Schreibfluss zwang. Später gab er kleinlaut zu, dass man bei seiner Vereinfachten Ausgangsschrift "im Mittel genauso oft [an]halten" musste. Dennoch erhielten seine Buchstaben den Segen der Kultusminister.

Die Vereinfachte Ausgangsschrift war alles andere als ein Durchbruch. Schon damals wetterte der Erziehungswissenschaftler Wilhelm Topsch, dass es keinerlei wissenschaftliche Belege für die angeblichen Vorteile der Vereinfachten Ausgangsschrift gebe - außer denen, die ihr Erfinder selbst produziert hatte. Heute ist Kritik an der Grünewaldschen Ausgangsschrift allgegenwärtig.

Versuch und Irrtum

Kinder müssten sich "viele der mühsam antrainierten Bewegungsabläufe bei der Weiterentwicklung zu einer flüssig zu schreibenden persönlichen Handschrift wieder abgewöhnen", bemängelt etwa Erika Brinkmann.

Brinkmann ist Professorin für Deutschdidaktik und Landesvorsitzende genau des Grundschulverbandes, der die Revolution nun beginnen will. Aus der überhastet eingeführten Ausgangsschrift zieht sie den Schluss: Es muss wieder eine neue Schrift her - die Grundschrift. Das könnte die zweite Einführung einer Schrift nach der Methode Versuch und Irrtum werden.

In den USA ist man einen Schritt weiter. Dort kann man beobachten, was geschieht, wenn Studenten ihre Eingangstests nur noch auf Papier drucken - 85 Prozent schreiben durchgehend in Großbuchstaben. Und die Forscher warnen. Ihre Untersuchungen zeigen, dass Schüler ohne eine früh erworbene flüssige Handschrift zu simpel und zu kurz denken.

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24 Kommentare

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  • AB
    Axel Backhaus

    "Die Handschrift ist unersetzbar"

     

    Da ist Frau Andresen einmal zuzustimmen. Obwohl erwachsene, erfolgreiche Leser/innen und Schreiber/innen zu einem großen Anteil ihre Texte maschinell erstellen, ist eine Handschrift zunächst zumindest sehr hilfreich, wenn man sich dem Schreiben annähert.

     

    Jedoch: Das geht am Thema vorbei. Entweder hat Frau Andresen, eher aber Christian Füller etwas nicht verstanden. Zugegeben: Man macht es ihm auch nicht leicht mit den Bezeichnungen "Druckschrift", "Handschrift" "Schreibschrift" "Grundschrift" usw.

     

    Druckschrift kann nun mal zum einen eine gedruckte Schrift sein (in Büchern usw.) oder eine handschriftlich geschriebene Schrift, die einem bestimmten Schrifttyp entspricht (eben einer Druckschrift).

     

    Da Kinder Druckschrift in der Regel zuerst begegnen (Wo sieht/liest man etwas anderes als Druckschrift?), startet schulischer Unterricht mit Druckschriften, als Leseschrift und auch als Schreibschrift (also geschriebene Schrift, oftmals in Blockbuchstaben). Die Kinder schreiben also Druckschrift. Hört sich komisch an, ist es aber nicht.

     

    Von wegen förderativer Schriftsalat: Die Kultusministerkonferenz ist sich darin einig: Gestartet wird mit Druckschrift. Auch im Ziel besteht Einigkeit: Denn dies soll eine individuelle Handschrift sein. Gut lesbar, flüssig. Beides wichtig.

     

    Wie kommt man nun dahin?

     

    Bislang hat man eine verbundene Schreibschrift (die Lateinische Ausgangsschrift oder die genannten Alternativen) favorisiert - als Start (trotz des bildungspolitischen Konsenses, der in der Fachliteratur breit gestützt wird) oder als "Zwischenschritt" zur eigenen Handschrift.

    Wie aus dieser normierten Schreibschrift dann eine individuelle Handschrift wurde, wurde jedoch allzu oft nicht begleitet. Der Zwischenschritt wurde zum letzten Schritt, die Kinder wurden beim Ausbilden ihrer eigenen Handschrift oft allein gelassen. Jedoch ist dieser Schritt, selbst wenn es ein Zwischenschritt ist, notwendig?

     

    Die Grundschrift ist eine Druckschrift. Aber keine, wie sie im Buche steht. Man kann das besser und ausführlicher im Kommentar zur Grundschrift von Christina Mahrhofer-Bernt nachlesen (kostenlos online bei www.grundschulverband.de). Die Grundschrift hat zwar einfache Einzelbuchstaben - die Schreibbewegung steht aber von Anfang an im Fokus der Aufmerksamkeit. Die Buchstaben weisen zudem Ansätze auf, die ein Verbinden ermöglichen. Die Kinder können also nach Erlernen der Erstschrift "Grundschrift" durch die Lehrerin begleitet werden, Verbindungen zwischen Buchstaben erproben und schließlich aus der Grundschrift heraus die individuelle Handschrift entwickeln - mit mehr oder weniger Verbindungen zwischen den Buchstaben.

     

    "Es den Kindern zu überlassen" oder wie es bei Andresen mitschwingt, sie dabei allein zu lassen, ist nicht Absicht der Grundschrift. Im Gegenteil: Vielmehr geht es darum, Raum zu gewinnen, die Kinder bei der Entwicklung der eigenen Handschrift - noch einmal: gut lesbar und flüssig - zu unterstützen.

     

    Zum Artikel ist schon vieles gesagt: Es ist bedauerlich, wie die taz/Füller sich diesem Thema annimmt (und auch der viele Raum statt anderer hoch relevanter Themen).

  • JL
    Jürgen Lang

    Und wieder einmal geht die Welt unter, oder zumindest Deutschland, ist aber ohnehin nur ein keiner Unterschied. Diesmal nicht mit der 5stelligen Postleitzahl oder Rad fahren statt radfahren, nicht mit ein paar Tagen mehr oder weniger "gemeinsamen" Lernens, nein, diesmal ist es die Schrift, die einer Kulturnation den finalen Todesstoß versetzt. Hey ihr Bildungsfuzzies, ihr seid einfach lächerlich.

  • FN
    Floda Nashir

    Ich hab doch damals lesen und schreiben nahezu gleichzeitig gelernt, oder? Und zwar anhand der Schreibschrift. In der ersten Klasse. Ist das heute anders? Warum?

  • TS
    Thomas Schinauer

    Endlich kommt Bewegung in die Schule. Die "vereinfachte" Ausgangsschrift wird abgeschafft - hurra! Außerschulische Nachhilfen für unzählige Lese- und Rechtschreibschwache müssen nicht mehr angeboten werden. Oder doch? Es wäre tatsächlich eine pädagogische Revolution, wenn GrundschullehrerInnen wieder mit ihren Kindern üben könnten. Üben ist der Kern nachhaltigen Lernens: Meine Großmutter wusste schon, dass sie erst etwas konnte, nachdem sie viel geübt hatte. Auch Musiker wissen, dass sie viel üben müssen, damit ihre Interpretationen beim Publikum ankommen. Mit dem Üben erlangen wir die Routine in der Bewegungskoordination, die das kognitive System entlastet. Das weiß jeder Fahrlehrer sowieso und jeder Fahrschüler spätestens nach ausreichender Praxis.

    Am Freitag (29.04.) wird in der taz das Wiederholen feinmotorischer Tätigkeit beim Stricken als blutdrucksenkendes Mittel für Ältere gepriesen und als neueste wissenschaftliche Erkenntnis, dass diese monotone Tätigkeit nebenbei kreatives Denken fördert. Einen Tag später in der Samstagsausgabe folgt die Ernüchterung für die Kleinen. Was die Alten sollen, dürfen die Kinder nicht: Üben. So soll laut Grundschulverband die Aufmerksamkeit durch feinmotorische Abläufe nicht mehr als unbedingt nötig beansprucht werden. In den Reihen des Grundschulverbands scheint bisher niemand auf den recht einfachen Gedanken gekommen zu sein, dass feinmotorische Routinen Aufmerksamkeit erst ermöglichen.

    Lehrerinnen in unseren Schulen sollen Kinder nicht mehr üben lassen dürfen, weil für das viele „Wissen“ sonst keine Zeit bleibt. Der am Wissen orientierten Leserschaft drängen sich da möglicherweise einige Fragen auf: Wie lange wird im Vergleich zur Neueinführung einer pädagogischen Maßnahme ein Medikament auf Unschädlichkeit geprüft, bevor es in den Handel darf? Und warum kann ein Grundschulverband Veränderungen in Schulen veranlassen, ohne einmal in ein Fachblatt der Kognitionswissenschaft geschaut zu haben. Immerhin wurden die Befunde des Wissenschaftlerteams Jean-Luc Velay und Marieke Longcamp bereits vor einigen Jahren in der Zeitschrift „Gehirn und Geist“ (2/2007) leicht nachvollziehbar aufbereitet? Inzwischen liegen weitere, vielfältige internationale wissenschaftliche Erkenntnisse vor. Ein Mindestmaß an Kenntnis zur Befundlage international tätiger Wissenschaftler zur Schreibschrift sollte von einem Dachverband für LehrerInnen erwartet werden dürfen, bevor Grundschulkinder als Versuchskandidaten zum Test von Designerschriften eingesetzt werden.

  • RP
    Rita Pavoni

    1. Auffällig ist, dass Ute Andresen bereits in diversen Artikeln der taz zu Wort kam, zunächst in einem Porträt über ihre Tätigkeit als Schreiblehrerin und dann immer wieder als Gegnerin der geplanten Reform zur Schreibschrift, die in der taz ihre Ansichten über das Schreibenlernen ausführlich darstellen durfte. Das wunderte mich. Wieso übernimmt die taz so stark die Position von Ute Andresen? Wieso wird das nun auch eine Titelgeschichte?

     

    2. Der Artikel von Christian Füller ist merkwürdig unergiebig. Dafür, dass er in einer Rubrik erscheint, in der die taz von Lesern mit der Recherche eines Themas beauftragt wird, wirkt er nachlässig recherchiert. Wie bereits von einer anderen Leserin aufgelistet, bleiben eher viele wichtige Fragen offen. Mag ja sein, dass Ihnen, Herr Füller, der Schreibworkshop bei Frau Andresen viel Spaß gemacht hat und Sie deshalb deren Position übernehmen, aber für viele geplagten Schüler, wäre mehr Freiheit beim Schreibenlernen durchaus sinnvoll.

     

    3. Es gibt sicher Kinder, die gerne schön schreiben lernen, aber für viele Kinder ist die Normierung ihrer Schrift eine Qual. Wie gut, dass es mittlerweile keine Schönschriftnote mehr gibt! Würde man wissenschaftlich untersuchen, wie Schönschreiben mit kognitiver Leistung korreliert, käme sicher Überraschendes dabei heraus. Was Frau Andresen propagiert ist ja wiederum der Zwang zum vom Lehrer vorgegebenen Schönschreiben. Warum sollte es schlimm sein, den Schreiblernprozess zu individualisieren? Wir werden damit leben müssen, dass das Schreiben per Hand weniger wird und unsere Kinder das Tastaturschreiben bevorzugen werden.

  • L
    Lothar

    Was hat die taz eigentlich mit der Grundschrift? Das ist gefühlt der 135. Artikel zum Thema. Es gibt pädagogisch wirklich wichtigere Themen - z.B. das gewaltige Demokratiedefizit an den Schulen, warum sind dt. Schüler im 21. Jh. immer noch im Grunde rechtlose Wesen? Wo bleiben die staatlichen demokratischen Schulen für selbstbestimmtes Lernen? Stattdessen immer Aufregung um Kinkerlitzchen. Wo bleibt z.B. die breite Debatte über den Anachronismus namens Schulpflicht?

  • L
    leckerknobibrot

    Warum wird hier eigentlich immer noch die deutsche Sprache gelehrt? Internationale Verständigung läuft doch nun wirklich schon seid beinahe einem Jahrhundert auf englisch. Bitte endgültig umsteigen, damit es nachfolgende Generationen wirklich einfacher in einer globalen Wirklichkeit haben. Deutsch können ja dann immer noch die Historiker und Germanophilen lernen. Spricht ja nichts dagegen. Sagt bei Latein ja auch keiner was.

  • DS
    Deutsche Schüler

    Wir deutschen Schüler hatten doch nie Probleme damit.

     

    Warum sagt die Presse nicht worum es geht?

     

    Was ist mit der Wahrheit. Fragt mal einen Deutschlehrer privat. Warum, Wieso, Weshalb?

     

    Es geht nicht um deutsche Schüler.

  • A
    Anna

    Man muss eigentlich selbst nur überlegen, wie man schreiben gelernt hat und jetzt schreibt. Die Schreibschrift ist sowas von überflüssig, da die wenigsten mit der aufgezwungenen Schrift zurecht kommen. Eine Handschrift muss sich individuell entwickeln und das funktioniert sehr gut mit der Druckschrift, die sich durch immer schnelleres Schreiben zu einer verbundenen Handschrift entwickelt, dazu gibt es auch schon Studien, dass dieses funktioniert. Acuh Druckschriften werden nicht mit abgehackten Bewegungen geschrieben, die Bewegung geht ja über dem Blatt weiter von einem Buchstaben zum nächsten, auch hier ist Rhytmus gefragt. Vielen wird die Schrift "versaut", weil sie nicht schreiben dürfen, wie es ihrem Charakter entspricht (höher der Oberlängen und Unterlängen, Schriftgröße, Breite, Rundung ...), manchen dagegen liegt vielleicht die vorgegebene Schrift, das ist ungerecht, weil diese enorme Vorteile dadurch haben. Eine Handschrift mit den Formen der Druckschrift zu lernen als Ausgangspunkt für alle ist absolut sinnvoll und wird auch in den Schulbuchverlagen (wo absolutes Chaos herrscht wegen der unterschiedlichen Anforderungen je nach Bundesland) begrüßt.

  • HW
    Hans Wurst

    Bisher musste erst die Druckschrift angeeignet - und dann nach ein bis zwei Jahren mühsam eine Schreibschrift hinzugelernt werden, die wieder ganz anders aussieht.

    --

    Wer macht denn so einen Mist? Zu meiner Zeit hat man beide parallel gelernt. Und daß sich Druck- und Schreibschrift komplett unterscheiden, ist ja der größte Humbug. Die Schreibschrift basiert auf der lateinischen Druckschrift, verbindet nur die einzelnen Buchstaben, um ein schnelleres und flüssiges Schreiben zu ermöglichen. Wenn es Probleme beim Schreiben und Lesen dieser Schrift gibt, liegt das ausschließlich an mangelnder Übung, denn Handschrift ist eine Routinesache. Wenn natürlich Hausaufgaben nur noch am Computer gemacht werden, ist das nicht förderlich für die Handschrift (von der Rechtschreibung ganz zu schweigen).

  • D
    DasBertl

    Noch eine Schlechtschreibreform also. Diemal gehts nicht ums rechte Schreiben, diesmal ums rechte schnörkeln. Meine Herren, muss das denn sein? Ich erinnere mich gut, als ich nach 10 Jahren Rechtschreibung auf einmal eine neue Rechtschreibung beherrschen sollte. Inzwischen ist es mir oft egal wie ich es schreibe, ich wechsle oft munter zwischen den verschiedenen Formen hin und her. Ähnlich bei meiner Handschrift, mal Druck- mal Schreibschrift.

     

    Das schlimmste was mir in der ganzen Zeit allerdings umgekommen ist, ist die Nummer mit dem zuerst "phonetisch" schreiben lernen und dann nochmal richtig. Jedenfalls ist das in München an (mindestens) einigen Schulen so. Was denken sich diese Leute eigentlich dabei und was denken sie, was die Kinder davon halten sollen??

     

    Ein Kaputtgepfrimel ist das, grauenhaft...

  • HS
    Herbert Schinger

    Eine einfachere Schreibschrift ist längst überfällig. Schon die Unterscheidung in Druck- und Schreibschrift ist doch Kindern kaum zu erklären. Die angeblich bessere "Flüssigkeit" der Schreibbewegungen, die man sich von den Schnörkeln und Dekorationen einst erhoffte, sind Aberglaube. Wer das bezweifelt, kann jeden Schreibkrampftherapeuten fragen. Als Schüler und Student hatte ich immer wieder große Schwierigkeiten, für andere lesbar zu schreiben. Heute bin ich endlich bei eine Art Druckschrift angelangt, die nur noch wenige Verbindungen zwischen den Buchstaben aufweist. Heute habe ich weder mit der Lesbarkeit noch dem Tempo Schwierigkeiten. Die sogenannte Schreibschrift war für mich ein qualvoller, zeitraubender Umweg.

    Zu den amerikanischen nur-groß-Schriften, die mir auch schon begegnet sind, möchte ich sagen: Man schüttet das Kind mit dem Bade aus, wenn man den Schreib-Unterricht gleich ganz für überflüssig erklärt.

    Unabhängig von der parteipolitischen Wetterlage begrüße ich eine solche Reform sehr.

  • U
    Unbequemer

    "Mit mehr als 10.000 Mitgliedern will die Initiative die sogenannte Grundschrift durchsetzen."

     

    Oh - in BaWü wird man nicht nur die Grundschrift durchsetzen - bald wird man durch "gemeinsam länger Lernen" auch mit Grundrechenarten bis zum Abitur kommen. Es wird alles gleich gemacht. Das bringt weniger soziale Spannungen und man muß den Eltern nicht klarmachen, daß sie die Verantwortung fürs Lernen ihres Kindes haben. Wenn nach 10 Jahren gemeinsam lernen dann alle gleich dumm sind, hat die Bildungsreform funktioniert. Nur dumm, daß man dann niemand mehr hat um hightech-Windkrafträder, Solarzellenforschung und Elektromotoren zu entwickeln und zu bauen. Denn dann sind wir alle gleich zu dumm dazu.

  • R
    Rod

    Dieser Schönschrift-Terror in der Schule muss ein Ende haben. Wer Kalligraphie lernen will, soll das als Hobby in der Freizeit tun. Es darf aber nicht sein, dass Kinder dazu gezwungen werden.

    Kindern sollte man eher das 10-Finger-System für die PC-Tastatur beibringen und auch wie man mit einer Spracherkennung umgeht. Seit ich berufstätig bin habe ich nichts mehr von Hand geschrieben. In unserer Firma unterschreibt man mittels Fingerabdrucksensor oder einer digitalen Signatur.

    In 10 Jahren wird das Standard sein. Kurze Notizen spricht man sich auf ein Smartphone, unterschrieben wird mit Fingerabdrucksensor, Irisscan oder elektronischem Personalausweis. Anders wird es ohnehin nicht mehr gehen, wenn es bald nur noch elektronische Dokumente gibt.

    Also weg mit dem Schreibschrott!

  • AD
    Alois Deppentöter

    Ich denke, dass es in der Schulbildung Wichtigeres gibt als eine Reform der Schreibschrift. Die Schreibschrift, die wir in den 70ern lernten, war völlig in Ordnung. Man sollte die Lernfähigkeit der iDötzchen nicht unterschätzen.

    Lasst doch die Kinder einfach mal in Ruhe und hört auf mit Eueren pädagogischen Experimenten "am offenen Herzen".

  • H
    Hansi

    Mir ist egal, wie jetzt geschrieben werden soll, aber damals zu Schulzeiten hat mich die sog. Schreibschrift total genervt und ich benutze sie nicht mehr, wenn ich mal drei Worte nicht mit der Tastatur schreibe. Für die Kinder wäre die Reform wohl ein Fortschritt.

  • M
    Matthias

    Es klingt wohl etwas merkwürdig aber die eine altdeutsche Kurrent, namentlich die Sütterlin-Schrift wäre die bessere Wahl. Bei einem Projekt in der Schule sollten wir Sütterlin lernen. Die Folge war, dass ich es nie wieder richtig aus der Handschrift bekam, bis heute. Und ich bin überzeugt, dass zum erlernen einer schönen und gut lesbaren Schrift die Sütterlin sehr hilfreich ist. Auch wenn sie nicht mehr zeitgemäss ist. Zum schreiben lernen ist sie an einem bestimmten Zeitpunkt in der Lernphase eine prima Ergänzung und zu dem eine der schönsten Schriften die ich kenne.

  • S
    Schreibfix

    Ein besonderer Nebeneffekt der selbst-verwirklichten Schreibschrift ist auch, dass manche Kinder die Buchstaben so "individuell" verbinden, dass andere außer sie selbst ihre Texte nur schwer lesen können. Muss das sein?

  • D
    Didaktiklaie

    Mir wirkt das alles ein wenig krampfig. Helft mir mal: Hab ich nicht damals (im Osten) von der 1. Klasse an Schreibschrift gelernt, die gleichzeitig die war, mit der man auch Lesen lernte? Und die Blockschrift kam erst später? Das klappte doch prima. Oder erinnere ich mich falsch? Ist eine Weile her...

  • FH
    Frank Hahn

    Sehr geehrte Damen und Herren,

     

    interessantes Thema. Aber leider wird man aus dem Artikel, auch nicht in der gedruckten taz-Ausgabe von heute, nicht richtig schlau, weil anschauliche Beispiele fehlen: Wie genau sieht die heutige, in Baden-Württemberg gelehrte Schrift aus, und wie soll dort eine reformierte aussehen? Und wie ist die Situation heute in anderen Bundesländern?

     

    Beste Grüße

     

    Frank Hahn, Frankfurt/Oder

  • F
    Florentine

    Versuchsfeld Kind. Eine Schulreform, eine 'moderne' Änderung, eine Rechtschreibreform, eine Bildungsoffensive nach der anderen. Offensichtliches Ergebnis: jeder 4. Jugendliche in diesem Kasperlland hat Probleme beim Lesen und Schreiben.Immer mehr sind aufgrund des fehlens ausreichender Basiskompetenzen nicht Ausbildungsfähig. Immer mehr verlassen die Schulen dieses Kasperltheaters ohne Abschluß. Reflexion der verantwortlichen Protagonisten? Iwo. Statt dessen wird munter weiter experimentiert, jeder Hanswurst darf das Kindergarten- und schulische Umfeld der Kinder zum Experimentierfeld erklären. Wird über Defizite der Kinder und Jugendlichen debattiert, sollen oft lediglich weitere Milliarden in die Bildung gesteckt werden. Die dann in diesem Egomanensumpf der Hauptdarsteller völlig sinnlos verschwinden. Hauptsache neu, hauptsache Änderung. Ergebnis? S.o.

  • F
    Franziska

    Ich bin selbst Lehrerin und entsetzt darüber, dass Kinder in diesem Land schon fast systematisch unterschätzt werden.

    Schrebschrift soll zu schwer für Kinder sein? Warum lernen es dann doch alle Kinder?

    Manchmal glaubt man zu wissen, dass gerade die "Didaktiker" an den Unis (die selbst meist nie unterrichtet haben) unsere Kinder zu dummen Affen erklären. Solche eine Menschenverachtung ist mir schleierhaft!

  • MF
    Maren Felbecker

    Warum bedeutet die Grundschrift ein weniger begleitetes Schreibenlernen?

     

    Warum bedeutet die Grundschrift, dass weniger Wert auf schönes Schreiben gelegt wird?

     

    Warum bedeutet sie, dass Kinder -die es gerne möchten und wenn sie soweit sind- nicht mit Schreibschriften arbeiten?

     

    Welche Erwachsenen schreiben die Schreibschrift, die sie einmal gelernt haben?

     

    Warum sind Amerikaner schlechtere Schreiber und Denker, wenn sie in Druckschrift schreiben?

     

    Welche -wissenschaftlich belegten- Vorteile hat das Schreiben von Schreibschriften?

     

    Ich halte Eure Bestandaufnahme für nicht sonderlich gründlich recherchiert.

  • WB
    Willi Bergner

    Sehr geehrter Herr Füller,

     

    da haben Sie sich von Frau Andresen aber ganz schön über den Tisch ziehen lassen. Und das alles nur, weil der Grundschulverband nicht bereit war, sich für eine öffentliche Schlacht gegen Frau A. benutzen zu lassen.