■ Schnittplatz: Tod auf Verlangen
Weil die Fans es so wollten, wird Julia am Sonntag beerdigt
„Tollwut“, so der Duden, ist eine „anzeigepflichtige, durch den Tollwutvirus erregte Infektionskrankheit bes. bei Hunden und Katzen; durch Biß übertragbar (Inkubationszeit beim Menschen ein bis sechs Monate); Krankheitszeichen beim Menschen: Beginn mit Rötung der Bißnarbe, Kopfschmerzen, Beklemmungszustände, Erstickungsgefühle, Durstgefühl, ohne schlucken zu können, Wasserscheu, Tobsuchtsanfälle; Tod nach ein bis vier Tagen.“ Wir trauern um Julia von der Marwitz! Nicht weil wir sie gern hatten, nein, sondern weil die Autoren ihr ein so grausames und unvorhersehbares Ende hingeschmiert haben: Tod durch Tollwut!
Schon seit Monaten schicken die „Lindenstraße“-Fanclubs bissige Briefe an die Geissendörfersche Film- und Fernsehproduktion: „Laßt die nervige Julia endlich krepieren!“ hieß es da unisono. Jetzt haben wir unseren Willen. War es bei dem ekligen Expriester Matthias nicht genauso? „Bringt endlich Steinbrück um die Ecke!“ befahlen die Fans, und die Redaktion beugte sich dem Druck: „Mit einer Bratpfanne totschlagen und vom Nachtzug in Stücke reißen lassen“, lautete ihre Drehbuchänderung. Weil die Fans es so wollten. Je unbeliebter eine Figur, desto schlimmer ihr Tod. Nicht einmal die Inkubationszeit wurde bei Julia abgewartet: Schon drei Wochen nach dem Katzenbiß mußte sie röchelnd und halb wahnsinnig den Löffel abgeben. Am Sonntag sehen wir ihre Beerdigung. Dort wird auch Philipp Sperling sein. Der nächste Kandidat. Frank M. Ziegler
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