■ Schnittplatz: So war's also, Gerhard
Das war's also, Gerhard. Und davor hattest du so große Angst? Beziehungsweise: ... gewarnt?
Zu Recht, zu Recht, muss man wohl sagen. Denn der Auftakt jener mit Spannung erwarteten RTL-Sitcom „Wie war ich, Doris?“ lag mit einem Zuschaueranteil von 13,4 Prozent quasi unter der Wahlschlappe von Thüringen.
Dein mürrisches Gezeter im Sommerloch, als RTL seine neue Regierungschef-Serie ankündigte und dir und dem Boulevardsender nicht nur zu einer kleinen Aufmerksamkeit verhalf, sondern darüber hinaus auch dir und einer Boulevardzeitung zu einem unerwartet großen Machtwort („Ich empfinde das Ganze als eine ausgemachte Schweinerei. Falsch – Schweine sind ja sympathische Tiere“, so Helmut Kohl) – vergebens.
Und überflüssig obendrein. Denn wie die Kanzler-Comedy dich und dein Privatleben zu diffamieren wagte, war über weite Strecken ungefähr so infam (und intim) wie eine Büttenrede oder die Quintessenz der Auftaktfolge, du und die Deinen seien zumindest weniger blöd als die Opposition – oder das Armutszeugnis der Comedy-Produzenten, man habe „trotz des Drucks auf RTL nichts an den Büchern geändert“.
Nur eine einzige, flüchtige Pointe wurde dabei ganz offensichtlich übersehen. Oder kenn' Se den schon? Sitzt Schröder mit Kohl beim Mittagessen. Sagt der Schröder: „Helmut, ich hab' da ein kleines Problemchen mit einer, ich sag' mal, jungen Dame. Es geht um eine Zeitungsjournalistin, die was nicht ganz so Dolles über mich veröffentlichen will ...“ Darauf der Kohl: „Das kenn' ich – aber, Mensch Gerhard, mit so was werden Sie doch fertig! Sie haben doch auch Ihre Methoden.“ „Natürlich,“ sagt Schröder, „aber ich kann ja nicht schon wieder heiraten ...“
Und dem wusste dann zum Glück noch nicht einmal der unmittelbar nach dem Abspann angekündigte „Spiegel TV“-Beitrag („Gleich bei ,Spiegel TV‘: 'Wie war ich, Deutschland? – Das wahre Leben des Bundeskanzlers‘“) irgendetwas Sachdienliches hinzuzufügen.
csch
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen