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Schneller Abzug aus Polen

■ Boris Jelzin verhandelt in Warschau

Warschau (taz) – Drei Monate früher als vereinbart sollen die 1.500 Soldaten der Roten Armee, die noch in Polen stationiert sind, nach Rußland „zurückgeführt“ werden. Diese Neuigkeit brachte Rußlands Präsident Boris Jelzin seinem Gastgeber Lech Walesa mit nach Warschau, zusammen mit den Akten der „Suslov-Kommission“, die zu Beginn der achtziger Jahre für die KPdSU die Lage in Polen untersucht hatte. Polnische Historiker erhoffen sich davon weiteren Aufschluß über die Frage, ob die UdSSR damals einen Einmarsch in Polen plante.

Obwohl sich Walesa und Jelzin bereits am Dienstagabend getroffen hatten, konnten sie weder in der Frage der gegenseitigen Verschuldung noch des Fischereistreits im Ochotzki-Meer Fortschritte erzielen. Da dort demnächst russische Manöver abgehalten werden, müssen Polens Fischer weiter mit Unannehmlichkeiten rechnen. Hoffnungen, die russische Delegation davon überzeugen zu können, daß Polens Streben nach einem Nato-Beitritt nicht gegen Rußland gerichtet ist, haben sich teilweise erfüllt. Wie Verteidigungsminister Onyszkiewicz erklärte, betrachte man es als großen Fortschritt, daß Rußland in der gemeinsamen Erklärung der beiden Präsidenten versichert habe, Polens Drang in die Nato stehe nicht im Widerspruch zu den Interessen Rußlands. Über die entsprechende Formulierung in der gemeinsamen Erklärung sei bis zum letzten Moment verhandelt worden. Am Nachmittag legte Jelzin einen Kranz zum Gedenken an die vom sowjetischen Geheimdienst ermordeten polnischen Offiziere von Katyn nieder. bach

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