Schneesturm über Mittlerem Westen der USA: Chicago ist wie ausgestorben
Zehn Zentimeter Neuschnee - pro Stunde. Diese Schneemassen könnte ein massiver Sturm Chicago bringen. Es ist einer der heftigsten Blizzards seit Jahren. Und er reicht bis nach Texas.
CHICAGO dpa | Ein heftiger Schneesturm hat in der Nacht zum Mittwoch Kurs auf die Millionenmetropole Chicago genommen. Dis zu zehn Zentimeter Neuschnee pro Stunde könnten die Stadt in Schnee versinken lassen, warnten US-Meteorologen. Zudem peitschten kalte Winde mit einer Geschwindigkeit von knapp 80 Stundenkilometern durch die Straßen, die am Dienstagabend (Ortszeit) wie ausgestorben waren. Nach Angaben des Nationalen US-Wetterdienstes zählt der Blizzard zu den heftigsten der vergangenen Jahrzehnte.
Das Sturmsystem erstreckt sich über ein Drittel des Landes, vom Südwesten bis an die Atlantikküste. Selbst im südlichen Texas waren die Straßen vereist, die Temperaturen lagen tief in den Minusgraden. In Dallas, wo am Sonntag mit dem Football-Endspiel das Sportereignis des Jahres stattfinden soll, stand das öffentliche Leben still.
Auch der Staat Oklahoma wurde von einer dicken Schneedecke überzogen. Soldaten der Nationalgarde befreiten steckengebliebene Autofahrer. Dort und in Missouri, Illinois und Kansas wurde vorsichtshalber der Notstand ausgerufen. In Missouri wurden 600 Nationalgardisten mobilisiert, in Illinois ebenfalls Hunderte in Alarmbereitschaft versetzt.
In Chicago wurden die Schulen geschlossen, das erste Mal seit mehr als einem Jahrzehnt. Auch die beiden Flughäfen mussten den Betrieb einstellen. Landesweit wurden knapp 10.000 Flüge gestrichen. Über den Michigan-See, an dem die Metropole liegt, könnten Stürme mit rund 100 Stundenkilometern fegen. Bis zu acht Meter hohe Wellen könnten dann ans Ufer donnern. Eine Hauptstraße an dem Gewässer wurde für den Verkehr geschlossen.
Für rund 30 Bundesstaaten gelten Wintersturm-Warnungen. Insgesamt könnte der zerstörerische Sturm, der seinen Höhepunkt am Mittwoch erreichen soll, 100 Millionen Menschen betreffen, meldete der US-Internetdienst weather.com. Auch die kanadische Provinz Ontario machte sich auf die Ankunft des Blizzards gefasst. Für die Nacht auf Mittwoch wurden Schneefälle von 20 bis 30 Zentimetern erwartet.
Die Katastrophenschutzbehörde Fema und andere staatliche Stellen riefen die Menschen in zahlreichen Regionen auf, von Reisen abzusehen. Der Schneefall werde mitunter so intensiv sein, dass Räumtrupps nicht einmal Hauptstraßen und Autobahnen freihalten könnten. Anders als bei den Schneestürmen des bisherigen Winters sollen die Großstädte im Osten der Vereinigten Staaten diesmal vergleichsweise glimpflich davon kommen. Dennoch warnten Experten auch in Boston und New York vor dem Sturm.
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