Schneeräumung: Radwege kommen zuletzt dran
150 Kilometer besonders wichtige Radwege lässt der Senat freibürsten und streuen. Anderswo empfiehlt der ADFC, auf die geräumte Fahrbahn auszuweichen.
Kaum fallen drei, vier Zentimeter Schnee und schon wird das Leben in Hamburg kompliziert – vor allem für Leute, die ihre täglichen Wege mit dem Fahrrad zurücklegen. Unzureichend geräumte Straßen und Gehwege machen das Radeln zum Risiko – und auch das Zufußgehen.
Dabei hat der Senat nach dem Monate dauernden Eiswinter 2009 / 2010 versucht, das Verkehrsnetz an neuralgischen Stellen zu entschärfen. Für Radler wird ein 150 Kilometer umfassendes Netz aus wichtigen Radwegen freigehalten. Dazu kommen die Radspuren auf Hauptverkehrsstraßen, die mit der Hauptfahrbahn geräumt werden.
Wer welchen Weg befahr- und begehbar zu halten hat, ist klar geregelt: Die Gehwege müssen die Anlieger betreuen, für die anliegerfreien Gehwege und die wichtigen Straßen ist die Stadtreinigung zuständig. Grundstückseigentümer müssen dafür sorgen, dass geräumt wird, sobald es aufgehört hat zu schneien, und dass gestreut wird, sobald sich Glätte gebildet hat. Sie müssen eine Gasse von mindestens einem Meter Breite freihalten. Sind viele Passanten unterwegs, wie in einer Fußgängerzone, auch mehr. Salzen dürfen sie auf den Gehwegen nicht.
Anders sieht es auf den Haupt- und Verbindungsstraßen aus, wo die Stadtreinigung mit elektronischer Sensor- und Verteiltechnik dezimetergenau Salz streut. Bis die letzte Fahrbahn bedient ist, dauert es nach Angaben des städtischen Unternehmens normalerweise fünf Stunden. Nebenstraßen räumt oder streut sie nur, wenn es spiegelglatt und kein Durchkommen mehr ist.
Für Radler gibt es ein Netz von Radwegen und -routen in der inneren Stadt sowie in Bergedorf und Harburg, das die Stadtreinigung freihält. Die Karten sind im Netz unter hamburg.de/winterdienst abrufbar. Die Stadtreinigung schickt dazu 130 kleine Streufahrzeuge mit Räumbürsten los, die aber auch für die anliegerfreien Gehwege und Zusatzstrecken wie Waldwege oder Brücken zuständig sind.
Vorbereitet: In den Depots der Stadtreinigung liegen 25.000 Tonnen Sand und Splitt, dazu 21.500 Tonnen Salz.
Sie streut 4.700 Kilometer Straßen, 930 Kilometer Wege, 150 Kilometer Radwege, 4.000 Bushaltestellen, 10.000 Zebrastreifen.
Beschwerden können - unabhängig von der Zuständigkeit - der Stadtreinigung mitgeteilt werden, 25 76 13 13.
Kontrolliert werden die Wege durch die Bezirke. Laut Bezirksamt Mitte gab es mit räumpflichtigen Privatleuten weniger Probleme als mit Firmen. In einigen Fällen habe die Stadt auf deren Kosten räumen lassen.
Weil die Wägelchen so viel zu tun haben und langsam sind, dauere das Freimachen der Radwege länger als bei den Straßen, räumt Reinhard Fiedler von der Stadtreinigung ein. Bis dahin hätten die Radler längst Spuren in den Schnee festgefahren, die sich nicht mehr ohne Weiteres entfernen ließen. „Winterdienst auf Radwegen ist immer schwierig“, sagt Fiedler. Bei begrenzten Mitteln müsse die Stadtreinigung jedoch Prioritäten setzen. „Es kommt auf die Masse der Leute an“, und die sei eben mit Bussen oder dem Auto unterwegs.
Trotzdem ist der Allgemeine Deutsche Fahrradclub (ADFC) ganz zufrieden. „Nach einigen Anlaufschwierigkeiten“ habe die Räumung der Fahrbahnen und der zentralen Fahrradnetze „eigentlich ganz gut geklappt“, sagt Vorstandsmitglied Dirk Lau. Ärgerlich sei es, wenn der Schnee von der allgemeinen Fahrbahn auf die für Radler benutzungspflichtigen Radfahr- oder Schutzstreifen geschoben werde.
In diesen Fällen müssten Radler eben auf die Fahrbahn ausweichen. „Alles in allem sind Hamburgs Radfahrer auch im Winter am besten auf den meist vorbildlich geräumten Fahrbahnen unterwegs“, findet Lau.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Historiker Traverso über den 7. Oktober
„Ich bin von Deutschland sehr enttäuscht“
Elon Musk greift Wikipedia an
Zu viel der Fakten
Grünen-Abgeordneter über seinen Rückzug
„Jede Lockerheit ist verloren, und das ist ein Problem“
Nach dem Anschlag in Magdeburg
Das Weihnachten danach
Nach dem Anschlag in Magdeburg
Scholz fordert mehr Kompetenzen für Behörden
Krieg in der Ukraine
„Weihnachtsgrüße“ aus Moskau