: Schluss mit lustig
Die Schließung der Kinos trifft in Hamburg gleich mehrere Filmfestivals. Das ist wegen finanzieller Unterstützung allerdings eher frustrierend als existenzbedrohend
Von Wilfried Hippen
Das Filmfestival „Augen Blicke Afrika“ im Hamburger Studio-Kino traf es mittendrin: Am 29. Oktober wurden es eröffnet, vier Tage lang durften die Filme gezeigt werden, dann traten die verschärften Bestimmungen in Kraft. Der größere Teil des Programms fällt aus, bis zum 8. November hätte die Veranstaltung laufen sollen, aber Festivalgründer Hans-Jörg Heinrich klingt am Telefon trotzdem nicht sonderlich niedergeschlagen. Im nächsten Jahr will er die zweite Hälfte dann nachholen, die Filme seien ja „gut und schon bezahlt“. Er hoffe nur, dass Verleiher und Förderer da „mitziehen werden“.
Die Veranstalter*innen des „Kurzfilm Festivals Hamburg“ trifft es dagegen härter, denn sie müssen schon zum zweiten Mal in diesem Jahr absagen: Im Juni konnte das 36. Kurzfilmfestival nicht stattfinden und auch das zwischen dem 5. und 8. November geplante „3. Hamburger Film-in“ muss nun ausfallen. In dieser Notausgabe sollten im Metropolis rund 100 Kurzfilme aus dem ursprünglichen Programm gezeigt werden. Und wieder war die viele Arbeit umsonst. Ein weiteres Mal wollen die Organisator*innen nun nicht verschieben, und sie haben sich auch dagegen entschieden, dass Programm online zu präsentieren. „Die ausgewählten Wettbewerbsfilme sollten auf der großen Leinwand im Kino laufen, da gehören sie hin, in einen kulturellen Raum des Gesprächs und der Begegnung“, schreiben sie in ihrer Pressemitteilung.
Die Absage des „Cinefests“ vermittelt immerhin eine Ahnung davon, wie groß die Enttäuschung dort ausfällt: „Plakate gedruckt ... Katalog fertig und in Druck ... Programm komplett und online … und dann kam am 28. 10. die Nachricht: Kinos zu bis Ende November 2020.“ Das „Cinefest“ ist ein jährlich stattfindendes, „Internationales Festival des deutschen Filmerbes“. Zwischen dem 13. und dem 22. November sollten im Metropolis historische Filme zum Thema „Kino, Krieg und Tulpen. Deutsch-Niederländische Filmbeziehungen“ gezeigt werden. Nun wird zwar der angeschlossene filmhistorische Kongress komplett online stattfinden, doch da die meisten der alten Filme nicht digitalisiert sind, ist eine Präsentation im Netz unmöglich. Als Trostpflaster wird ein Programm mit neun oder zehn historischen „Exilfilmen“ angeboten.
Existenzbedrohend sind die Absagen für keines der Festivals. Die zugesagten Fördergelder fließen weiter, die Stadt Hamburg ist bei der Kulturförderung großzügig. Aber mittelfristig wird auch in der Kulturbehörde gespart werden müssen. Und ob dann die Förderanträge weiter so genehmigt werden wie vor der Coronakrise, kann heute noch niemand sagen.
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